Semesterabschluss mit Pauken und Trompeten: Konzert des Studentischen Sinfonieorchesters

Semesterabschluss mit Pauken und Trompeten: Konzert des Studentischen Sinfonieorchesters

Foto: Noah Hilleke

Das Semester ist vorbei. Während die Marburger Studierenden nun ihre wochenlang vor sich hingeschobenen Hausarbeiten schreiben und lernen, zog es PHILIPP-Redakteur Noah zur Feier des Semesterendes am 11. Juli in das Abschlusskonzert des Studentischen Sinfonieorchesters in der Lutherischen Pfarrkirche St. Marien.

Der 11. Juli war der erste von zwei Abenden, an denen das rund siebzigköpfige Orchester, bestehend aus Studierenden der Uni Marburg unter Leitung der Dirigentin Jieun Jun, dem bis auf den letzten Platz gefüllten Publikum eine bunte Vielfalt an Musikstücken präsentierte. Jun übernimmt seit Oktober 2021 die musikalische Verantwortung für die Symphoniker*innen und leitet auch diesen Abend mit chirurgischer Präzision und viel Fingerspitzengefühl am Taktstock. Verstärkt wurde das Orchester im zweiten Akt durch den Kasseler Solisten Max Westermann an der Trompete, der auf eine weltweite Konzerterfahrung zurückblicken kann. Berührungspunkte mit klassischer Musik habe ich – wenn überhaupt – bis jetzt nur im Symphonic Metal gehabt, aber dieser Abend war für mich auch die Möglichkeit, von metallischer Musik etwas Abstand zu nehmen und mich auch einmal an etwas Unverzerrtes zu wagen und auch genießen zu dürfen. 

Der erste Akt

Nachdem die Musiker*innen des Orchesters, pünktlich um 20 Uhr, feierlich unter dem Applaus der Besuchenden in die Pfarrkirche eingezogen waren und ihre Plätze eingenommen hatten, waberten die ersten anschwellenden Klänge durch die älteste Pfarrkirche Marburgs. Der Abend beginnt mit der tragischen Ouvertüre des Johannes Brahms, die im Jahr 1880 uraufgeführt wurde. Ich muss zugeben, einen wirklichen Spannungsbogen gibt es in diesem Stück für mich nicht. Es geht hoch und runter in diesem Epos und nur selten gönnt uns das Orchester kurze Verschnaufpausen. Für mich war es hin und wieder schwierig, zuzuhören, was aber die musikalische Glanzleistung des gesamten Orchesters nicht schmälern soll. Alle Musiker*innen beherrschten ihre Instrumente zur Perfektion und im Zusammenspiel bildeten sich breit- und tiefgestaffelte Klangwelten, in die ich gerne eingetaucht bin.

Der zweite Akt

Als nächstes Stück stand das „Konzert für Trompete und Orchester“ von Alexander Arutjunjan auf dem Spielplan, das ursprünglich im Jahr 1949/50 in New York geschrieben wurde. Hier steht klar der Solist im Vordergrund. Die Trompete klingt im weiten Oval der Kirche schön kraftvoll. Auch dieses Stück erstreckt sich über mehrere Akte, die ebenso abwechslungsreich und spannend gestaltet sind – wenn auch zeitweilig genauso hektisch wie das eröffnende Stück des Abends. In gut 20 Minuten spielen Solist und Orchester so herrlich miteinander, dass es mir eine ungemeine Freude ist, zuzuhören. 

Der dritte Akt

Das Ende dieses Abends besiegelte nach einer etwa 20-minütigen Pause das 45-minütige Tschaikowski-Epos Nr. 5. Zum Schluss fuhr das Orchester ein letztes Mal jedes Geschütz auf, das es zu bieten hat – und das mit Bravour. Die Oper macht alles richtig. Zieht ein letztes Mal alle Zuhörenden in ihren Bann und verlangt, nicht nur gehört, sondern auch gefühlt zu werden. Einen wirklichen Spannungsbogen gibt es nicht, eher, um hier im Musikterminus zu bleiben, eine Sägezahnwelle der Gefühle – im Volksmund auch Achterbahn genannt. Die Violinen machen sich in diesem Stück besonders gut. Ich bin sehr gespannt, wie das Orchester sich am Ende des nächsten Semesters präsentieren wird. 

Eine unerwartete Reise

Das Hauptprogramm schloss mit dem theatralischen Finale der Tschaikowski-Oper und der darauffolgenden Standing Ovation für das gesamte Orchester. Eigentlich hätte danach der Abend sein Ende finden sollen, jedoch nicht, ohne die Zuhörenden gebührend in den Abend zu entlassen: Das Orchester präsentierte unter Leitung von Jieun Jun der Grauen – diese hatte sich zur Feier der Zugabe in ein Kostüm des Zauberers Gandalf gehüllt – ein Medley aus bekannten Stücken der Herr der Ringe-Trilogie. Eine für mich sehr angenehme Überraschung, die die drei mitunter doch sehr hektischen Stücke elegant mit einer bezaubernden Note Nostalgie abrundete. Das Finale dieser Reihe an Stücken bildete das weit bekannte Thema des Auenlandes und bereitete mir und den anderen Besuchenden ein sehr unerwartetes – aber umso schöneres – Ende eines gelungenen Abends und eines ebenso schönen Semesters.

(Lektoriert von jok und hab.)

Ist seit Mai 2023 Mitglied der Redaktion des PHILIPP-Magazin. Studiert Geschichte im Bachelor. Könnte quasi ins Haus der Geschichte einziehen, so oft und lang er die Ausstellungen in Bonn besucht hat.

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