Sneak-Review #116 – Swimming with Men
Was tun Männer in der Midlife-Crisis? Ein Motorrad kaufen? Eine Band gründen? Die Sneak dieser Woche präsentiert in Oliver Parkers Komödie „Swimming with Men“ eine feuchtfröhliche Alternative: Mitglied in einem Männer-Synchronschwimmteam werden. Was nach einer visuellen Vollkatastrophe klingt, funktioniert filmisch überraschend gut.
Eric (Rob Brydon) steckt knietief in der Krise. Sein Buchhalter-Job ödet ihn an, seine Frau stürzt sich nicht in die gemeinsame Beziehung sondern lieber in die Lokalpolitik und sein Sohn hat das Interesse am Familienleben verloren. Seine einzige und liebste Beschäftigung ist es, im Schwimmbad alleine seine Bahnen zu ziehen. Bis er dabei eine Gruppe Männer entdeckt, die sich am Synchronschwimmen versucht. Sie nehmen Eric in ihren verschwörerischen Geheimbund auf, um der „Sinnlosigkeit der menschlichen Existenz“ zu trotzen. Damit treten sie eine irrwitzige Geschichte los, die sie bis zur inoffiziellen Männer-Sychronschwimmweltmeisterschaft nach Mailand führt.
Komödie mit Herz…
Oliver Parkers typisch britisch-skurrile Komödie kommt nur langsam in Fahrt. Viele entspannt inszenierte und in swimmingpool-blau getauchte Bilder flimmern gemächlich über die Leinwand. Solange, bis sich der Zuschauer zum einen an die entschleunigte Ästhetik und zum anderen an das befremdliche Thema gewöhnt hat. Allerdings ist er dann auch schon gefangen in der liebenswürdigen Story rund um die vom Leben gebeutelte Außenseitertruppe aus Geschiedenen, Witwern und Kleinkriminellen. Parkers große Leistung besteht darin, die Würde der Charaktere zu wahren. Ihre auf den ersten Blick lächerliche Sportart wird nie selbst zur Pointe. Stattdessen liegt der Fokus auf dem Bemühen der Figuren, das Beste aus ihrem scheinbar fehlerbehafteten Leben zu machen, das Beste aus den übrigen Teammitgliedern herauszuholen und dabei auf sämtliche Konventionen zu pfeifen.
Ja, die Handlung mag an einigen Stellen durchschaubar und formelhaft sein. Sich daran zu stören wäre aber falsch, weil es hier so offensichtlich um das „Wie“ geht und nicht um das „Was“. Die Stärke des Films liegt in seiner maximalen emotionalen Vielfalt und das, bei einem minimalem Handlungsspektrum. Die Gruppe ist selbstironisch, wenn sie Eric ihr Regelwerk vor die Nase hält, in dem es in Anlehnung an den Kultstreifen „Fight Club“ heißt: „Regel Nummer eins: Keiner redet über den Schwimmclub“. Sie sind kameradschaftlich, wenn sie sagen: „Wir sind so stark wie unser schwächstes Glied, und das ist stark genug“. Sie sind sympathisch durchschnittlich, wenn sie auf einem Kindergeburtstag vor mehreren Dutzend ungläubiger Augenpaare eine mittelmäßig grazile Performance abliefern. Und sie vereinen all das zu einem der schönsten Feel-Good-Movies des Sommers, der sich irgendwie anfühlt wie eine sehr lange und sehr wohlige Umarmung.
…und Hirn
„Swimming with Men“ wird dabei von einigen bekannten Gesichtern aus der britischen Fernsehwelt getragen. Neben Robert Brydon als Eric, der mit bedröppeltem Bürohengst-Look immer wieder an einen leidenden Hugh Grant erinnert, sind unter anderem auch Rupert Graves („Sherlock“) und Jim Carter („Downton Abbey“) mit von der Partie. Die Chemie zwischen den Männern stimmt von Anfang an. Ihnen allen merkt man die enorme Spielfreude und Leidenschaft für das Projekt an.
Spätestens in den letzten 20 Minuten, in einem der wohl mitreißendsten Film-Enden überhaupt, überträgt sich ihr Spaß vollständig auf das Publikum. Begeisterter Schlussapplaus rauscht durch den Saal und das hundertfache Lächeln der Zuschauer ist auch zu Beginn des Abspanns noch nicht aus den Gesichtern verschwunden.
„Swimming with Men“ kommt am 07.06.2018 in die deutschen Kinos.
FOTO: hanwayfilms.com