Wie du mit dem Rad Marburgs Verkehrsprobleme lösen kannst
Eine Schlange ist in Marburg ausgebrochen. Mehrere Hundert Meter schlängelt sie sich von der Bahnhofsstraße über die Biegenstraße bis zum Rudolfsplatz. Die Sanierung der Weidenhäuser Brücke deckt die Schwächen der Marburger Verkehrspolitik auf: Marburgs Straßen platzen aus allen Nähten. Eine deutschlandweite Aktion könnte für ein Umdenken sorgen.
Radeln macht Politik
Autos machen Lärm, Fahrräder nicht. Genau da liegt das Problem. Mehr Autos auf den Straßen hinterlassen in Augen und Ohren Spuren. Die Stadtverwaltung reagiert mit Verkehrspolitik, das Prinzip »Mehr Verkehr lösen wir durch mehr Verkehr« macht gerade Schule. Laute Verkehrsteilnehmer werden erhört, die Weidenhäuser Brücke für Lkws ausgebaut, die Bahnhofsstraße wird bald folgen. Die Aktion STADTRADELN – Für ein gutes Klima will das ändern.
Das Prinzip ist schnell erklärt: Für 21 Tage können Bewohner:innen und Student:innen einer Kommune sich in Teams registrieren. Ihre geradelten Kilometer und Strecken werden gesammelt und ausgewertet. Die Ergebnisse dieses Wettbewerbs haben zwei Effekte. Zum einen zeigt sie auf, wie viele Menschen bereits das Rad verwenden, zum anderen werden die meist befahrenen Strecken einer Stadt ermittelt. Ein eindeutiges Signal für zukünftige Verkehrsplanungen. Bürger:innen der Stadt haben es in der Hand, ob und vor allem wo Marburg zukünftig mehr für Fahrradfahrer:innen unternimmt.
Wie du dich beteiligst
Sich an der 21-tägigen Aktion zu beteiligen, ist kinderleicht. Einfach auf der Website registrieren, App herunterladen und losradeln. Um die Motivation zu erhöhen, kann man sich in Teams zusammenschließen. Rankings gibt es zwischen einzelnen Teammitgliedern, Teams und anderen Kommunen in Deutschland. Die PHILIPP-Redaktion stellt auch ein Team. Die Teilnahme ist kostenlos, lediglich eure GPS-Daten werden von der App gesammelt.
Sind wir realistisch. Durch solch eine Aktion wird Marburg nicht zur Fahrradhauptstadt Deutschlands, Autoschlangen sterben auch nicht über Nacht aus. Aber das ist auch nicht Ziel dieser Aktion. An erster Stelle steht das Klima. Durch die geradelten Kilometer lässt sich berechnen, wie viele Tonnen CO2 Kommunen und ihre Einwohner eingespart haben. Unkomplizierter kann man sich nicht für die Umwelt einsetzen. Der zweite Effekt: Die Aktion macht Lärm. Der sonst eher stumme Fahrradverkehr wird hör- und sichtbar gemacht. Je mehr Marburger:innen sich mit dem Rad bewegen, desto mehr können sie bewegen.
Foto: pixabay
Chefredakteur von 2017-2018 aus Gründen.
Kann ganz gut mit Worten, halb gut mit Menschen.
Studiert nebenberuflich Medienwissenschaften.
Die Sanierung der Brücke deckt keineswegs die „Schwächen der Marburger Verkehrspolitik auf“. Scheinbar wissen Sie nicht um die generelle Bedeutung des Begriffs „Politik“. Vielmehr deckt die Sanierung die Schwächen der historisch gewachsenen Infrastruktur des Stadtgebietes für den Wegfall einer wichtigen Verkehrsader auf. Da kann aber eben niemand was dafür.
Die Sanierung der Brücke ist eine sicherheitstechnische und logische Notwendigkeit bei einer so alten Bausubstanz.
Auch die Kritik an der Stabilisierung für LKW-Verkehr zeugt von einem eher begrenzten Horizont. Schließlich leben die Geschäfte und Firmen unserer Stadt davon mit Waren beliefert zu werden. LKWs sind also ebenfalls eine logistische Notwendigkeit. Allein die Zufuhr von Lebensmitteln ist nun mal leider unmöglich mit Fahrrädern zu regeln. Das eigentlich und ökologische Problem sind private PKW. Diese sollte man im Innenstadtbereich auf ein Minimum beschränken. Hier kann man auch recht leicht politisch wirksam werden.
Weiterhin sind die großen und wichtigen Verkehrswege Marburgs (Biegenstraße, Pilgrimstein, Unistraße) bereits mit Fahrradwegen bestückt. Klar ist Marburg kein Radfahrerparadies und es wäre schön, wenn man daran etwas ändern könnte.
Die von Ihnen proponierte Aktion, so gut sie auch gemeint ist, wird jedoch zu garnichts führen und ist nichts anderes als mikroperspektivischer Aktionismus.