Sneak-Review #147: The Hate U Give

Sneak-Review #147: The Hate U Give

Mit „The Hate U Give“ von Regisseur George Tillman Jr. gab es diese Woche in der Sneak eine Star-gespickte Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Angie Thomas. Das Drama widmet sich, porträtiert von der Hauptdarstellerin Amandla Stenberg, der immer noch hochaktuellen Black-Lives-Matter-Bewegung in den USA und dem Alltagsrassismus, den People of Color ständig erleben. Ob es funktionieren kann, ein solch brisantes Thema in einen Jugendfilm zu packen, lest ihr unten.

Die 16-jährige Starr (Amandla Stenberg) wechselt zwischen zwei Welten. Sie lebt mit ihrer Familie in Garden Heights, einem Viertel, welches durch Armut, Kriminalität und eine vorwiegend schwarze Bevölkerung gekennzeichnet ist. Die Highschool besucht sie jedoch in Williamson, einem privilegierten, vornehmend weißen Viertel. Mit dem Ortswechsel ändert sie auch die Version ihrerselbst, die sie anderen präsentiert, um sich zu integrieren: Auf der Highschool spricht sie keinen Slang und erzählt ihren Freunden nicht, wo sie tatsächlich wohnt. Auf Parties in Garden Heights muss sie sich dafür rechtfertigen, mit Weißen abzuhängen.

Diskrimination im Jugendstil

Starr trennt ihre beiden Welten strikt voneinander, doch diese wackelige Mauer bröckelt, als sie mit ansehen muss, wie ihr Kindheitsfreund Khalil (Algee Smith) bei einer Polizeikontrolle von einem weißen Officer erschossen wird. Immernoch traumatisiert von den Ereignissen soll sie eine Aussage machen. Starr fürchtet allerdings sowohl in der Schule nur noch als Sozialfall zu gelten, als auch die Reaktion der Polizei und die Rache des lokalen Gangbosses King (Anthony Mackie), für den Khalil gedealt hat. Auch Starrs Eltern sind verschiedener Meinung: Während ihr Mutter Lisa (Regina Hall) die Ausbildung ihrer Tochter nicht auf’s Spiel setzen will, vertritt ihr Vater Maverick (Russell Hornsby) die Meinung, man solle für Gerechtigkeit kämpfen.

Währenddessen kommt es in Garden Heights zu heftigen Demonstrationen und Ausschreitungen. Vor allem die Black Community geht auf die Straße, um gegen Polizeigewalt zu protestieren. Zwar demonstrieren auch Starrs Mitschüler aus Williamson mit „Black-Lives-Matter“-Schildern, dennoch führen die Ereignisse und die gegenwärtige Situation ihr ausdrücklicher als je zuvor die Unterschiede ihrer beiden Welten vor Augen. Starr selbst versucht während alldessen, ihre eigene Entscheidung zu treffen, ob sie für Khalil in die Öffentlichkeit tritt und sich all den damit verbundenen Gefahren aussetzt.

Herausforderung bestanden?

Filme über aktuelle Themen sind immer ein Risiko. Besonders dann, wenn viele Menschen eigene Erfahrungen mit diesem Thema gemacht haben und es ihr Leben stark beeinflusst. George Tillman Jr. nimmt dieses Risiko in Kauf und liefert einen der besten Filme des letzten Jahres. Auf über zwei Stunden wirkt er kein einziges Mal langatmig oder gar langweilig, sondern bleibt durchgängig packend, ergreifend und ehrlich. Die Situation der PoCs in den USA wird nicht vereinfacht und auf eine Seite reduziert, sie wird in ihrer Komplexität dargestellt. Das ist eine der großen Stärken des Films, er beschränkt sich nicht auf die Problematik der Polizeigewalt gegen PoCs, sondern zeigt ebenso die Gewalt in den Black Communities auf. Der Hass existiert auf beiden Seiten.

Die zweite große Stärke liegt eindeutig bei den Darstellern. Besonders Amandla Stenberg (bekannt als Rue in den Hunger Games) glänzt in ihrer Rolle. Sie porträtiert herausragend die verschiedenen Versionen und Facetten der Hauptperson Starr, ebenso wie die Zwiegespaltenheit, in der sie sich befindet. Genauso gut besetzt ist die Rolle Khalil mit Algee Smith, der es in seinen geschätzten 3 Minuten Leinwand-Zeit schafft, einen so sympathischen Charakter zu kreieren, dass dieser trotz seines Todes den ganzen restlichen Film über präsent bleibt. Beeindruckend ist ebenfalls die Darstellung von Russell Hornsby als Starrs Vater, der überzeugend die Probleme und Sorgen eines Elternteils in einer von Gewalt gezeichneten Community vermittelt.

Ein kleiner Wermutstropfen sind allein die manchmal etwas zu klischeehaft dargestellten Unterschiede zwischen Starrs zwei Welten und das etwas zu einfache Ende. Insgesamt ändert das aber nichts daran, dass der Film auf ganzer Linie überzeugen kann. Zwar ist die Idee nicht ganz neu, politische Themen in Jugendfilmen zu präsentieren, aber speziell hier funktioniert das ganz besonders. Dabei ist das Drama auch keinesfalls nur für ein jüngeres Publikum geeignet, wie schon der Titel zeigt, der von dem 2Pac-Zitat „The Hate U Give Little Infants Fucks Everybody“ abgeleitet ist. Ein Thema, das jeden betrifft, ein Film, der jeden betrifft.

„The Hate U Give“ startet am 28. Februar in den deutschen Kinos.

 

FOTO: Twentieth Century Fox Film Corporation

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