Studi-Ausweis aus Papier?! – AStA im Gespräch

Studi-Ausweis aus Papier?! – AStA im Gespräch

Collage: Annabell Sent

Jedes Semester flattert ein Brief von der Uni in den Briefkasten mit einem wichtigen Ausweisdokument für alle Studierenden der Uni-Marburg: das Semesterticket und der Studi-Ausweis in einem. Man sollte meinen, ein so wichtiges Dokument kommt in Form einer schicken laminierten Karte. Wer in Gießen studiert bekommt das auch, so aber nicht in Marburg. Hier ist unser wichtiges Ausweisdokument aus Papier, was erst einmal mit der Bastelschere ausgeschnitten werden muss. Warum das so ist, hat PHILIPP bei Emir Sulejmanovic vom AStA nachgefragt. Warum es auch unglaublich wichtig ist, dass ihr die dazugehörigen Stammdatenblätter aufbewahrt, erfahrt ihr hier.

Keine Einigung möglich

Die Papierform hat die Uni „vor langer Zeit beschlossen“, wie Emir PHILIPP erzählt. Das Semesterticket selber, das im Studi-Ausweis integriert ist, bekommen alle von den Verkehrsverbünden, das ist hier der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV). Die Form dieses Tickets haben also die Uni und der Verkehrsverbund zu entscheiden, „der AStA hat hier kein Mitspracherecht.“ Neben dem Papierausweis gibt es dann noch eine Karte: die U-Card. Diese benutzt man, um in den Bibliotheken Bücher auszuleihen oder das Essen in der Mensa zu bezahlen. An vielen Unis sind der Studentenausweis, das Semesterticket und die U-Card eine einzige Karte. Warum Marburg hier eine „Spezialbehandlung“ braucht, wie Emir vom AStA es beschreibt, kommt daher, dass die U-Card nicht von der Uni oder von den Verkehrsverbünden ausgestellt wird, sondern von einem weiteren Akteur: den Studierenden-Werken.

Die Studierenden-Werke „arbeiten der Uni zu, sind aber für die Studierenden“, erklärt Emir. Diese kümmern sich, um vergünstigte Wohnmöglichkeiten für Studis, um die Mensa und sie bieten weitere Angebote an wie beispielsweise das BAföG-Amt. „Und dieser Akteur kann sich auch nicht mit der Uni einigen. Es gab Bestrebungen, die zwei (U-Card und Studi-Ausweis) zu verbinden, die sind aber leider irgendwie im Sande verlaufen bis heute“, meint Emir im Interview. Diese Bestrebungen gingen ebenfalls aus der Studierendenschaft hervor, denn wie auch der AStA bestätigt, ist der Studi-Ausweis aus Papier unpraktisch. Aber das scheint die Uni nicht zu realisieren, wie Emir erklärt: „Ich glaub’, die nehmen das gar nicht so wahr. Die Angestellten haben ja selber ein RMV-Landesticket, das ist eine Karte, die man einfach auflegen kann. Die denken vermutlich nicht über den Papierausweis nach, weil sie es ja nicht selber haben.“

Pass gut auf dein Papier auf! Ersatz kostet 30 €

Da auch beim AStA viele Studis arbeiten, kann auch Emir ein Liedchen von den Leiden des jungen Papierausweises singen: „So ein Papier geht richtig schnell kaputt und man verliert es leichter als so eine EC-Karte zum Beispiel, wie es die meisten Unis ja haben. In Bremen habe ich vorher studiert, da hatten wir zwar auch so ein Papierding, da musste man ein Bild draufkleben und dann wurde es zusammengeklebt und war dann wie eine laminierte Karte, die auch für alles benutzbar war. Marburg braucht immer eine Spezialbehandlung.“ Das Verlieren eines solchen Papierstücks ist zudem noch kostspielig: 30 € kostet ein neues Semesterticket. Falls ihr eures verliert, müsst ihr euch beim Studi-Telefon (06421/28822222) melden und die schicken euch dann ein neues samt Rechnung zu. Das Telefon ist von Montag bis Donnerstag zwischen 8:30 und 12:00 und von 13:30-15:30 besetzt sowie am Freitag von 8:30 bis 12:00 Uhr. Der Ersatz ist so teuer „da die Universität im Druck und in der Produktion hierfür ein Spezialpapier verwendet, um eine Originalität sicherzustellen, das ist natürlich gerade für das Ticket so wichtig, da Fälschungen nicht erwünscht sind“, wie Viktoria Ehrke, ebenfalls Mitglied beim AStA, ergänzt. Emir spekuliert dazu auch auf eine Abschreckungstaktik: „Ich glaub’, die wollen da ein bisschen abschrecken, dass man bisschen mehr aufpasst darauf. Du kannst es ja auch nicht einfach verloren haben, du kannst es ja wem gegeben haben. Man könnte ja einem Freund oder einer Freundin das Semesterticket geben und bei der Kontrolle sagt man einfach, man hat den Ausweis nicht dabei.“  

Das Zeigen des Ausweises ist bei dem Marburger Studententicket auch noch notwendig, da kein Bild auf dem Studentenausweis zu sehen ist. In Gießen haben die Studis eine Art EC-Karte, „die man am Automaten einfach aktualisieren muss. Gießen hat das auch mit Bild verbunden, da fällt dann auch die Notwendigkeit von dem Zeigen des Ausweises weg, was bei uns ja noch gefordert ist. Mit der digitalen Version ist das auch noch notwendig, man zeigt den QR-Code und dann noch den Ausweis“, wie Emir erklärt.

Sommersemester 2024: Studi-Ausweis wird digital 

Im nächsten Semester (SoSe 2024) soll es nämlich eine digitale Version des Semestertickets geben. Diese funktioniert dann ähnlich zu dem jetzigen Deutschlandticket. Den QR-Code, den man beim Kauf erhält, kann man sich auf alle Endgeräte herunterladen, so ist dieser auch im offline-Modus verfügbar. „Das wird dann automatisch nächstes Semester (SoSe 2024) eingeführt, da wird es aber wahrscheinlich noch eine Mail vom Uni-Kanzler oder der Verwaltung geben“, informiert Emir PHILIPP

Doch keine Angst: Wer kein Handy hat, kann sich trotzdem noch die Papiervariante bestellen, es ist zwar bislang nicht sicher, aber der AStA kann sich nicht vorstellen, dass hier gesonderte Kosten entstehen. Die U-Card bleibt gleich. „Die Universität hat eine Idee in der Theorie umgesetzt und ist nun dabei, mit den Verkehrsverbünden (weit mehr als RMV) über die mögliche Umsetzung zu sprechen. Wenn geklärt ist, wie das Semesterticket digital als Fahrkarte verifiziert werden kann, wird das Modell so starten“, meint Viktoria. Hoffentlich kann es hier zu einer Einigung kommen, denn Emir sieht es zwar als einen kleinen Schritt, aber dennoch als Fortschritt: „Weg vom blöden Papier!“ 

Stammdatenblatt wichtiger als gedacht, besonders für Staatsexamen

Doch solange es denn Studi-Ausweis noch in Papierform gibt, kommt er auch zusammen mit dem Stammdatenblatt. Ein Stück Papier auf dem eigentlich nichts Wichtiges draufzustehen scheint außer Name, Semesterzahl und das Logo der Uni. Emir verrät aber, wie wichtig dieses Stück Papier wirklich ist, besonders für Staatsexamen-Kandidatin:nnen: „Wenn du dich für das Staatsexamen anmelden willst, musst du die alle vorlegen, was total bekloppt ist, weil die ja alles vorliegen haben, das ist das Blödeste, was es gibt. Wir hatten das mal gegoogelt, es kostet 25 €, wenn du ein Blatt verlierst. Für Bachelor- und Masterstudiengänge ist das irrelevant, aber für Staatsexamen sind die eben sehr wichtig. Also bewahrt die Stammdatenblätter alle auf!“, lautet der Appell des AStA. Sehr absurd, vor allem, wenn alles in Marvin verbucht sein sollte.

Wegen Einigungsschwierigkeiten warten die Marburger Studis also vergeblich auf eine einheitliche Karte, die sie für alle wichtigen Uni-Sachen benutzen können. Auch die Kommunikation an der Stammdatenblatt-Front ist erschreckend: Wie kann es sein, dass man so wichtige Informationen, von denen der Abschluss abhängt, zufällig über ein Interview mit dem AStA erfährt?  

(Lektoriert von hab und jok.)

Studiert Literaturvermittlung in den Medien in Marburg.
24 Jahre alt.
Beim PHILIPP seit Januar 2023 innerhalb der Redaktion und Lektorat aktiv.

Hat eine Katze, aber leider auch eine Katzenhaarallergie.

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