Sneak-Review #166: Fisherman’s Friends – Vom Kutter in die Charts

Sneak-Review #166: Fisherman’s Friends – Vom Kutter in die Charts

Diese Woche wagen eine Gruppe singender Fischer den Sprung ins Musikbusiness in der britischen Drama-Komödie „Fisherman‘s Friends – Vom Kutter in die Charts“ von Chris Foggin. Ob sie es auch in die Herzen der Zuschauer:innen schaffen, könnt ihr hier lesen.

Im idyllischen südbritischen Fischerdorf Port Isaac in Cornwall wird das Junggesellen-Wochenende von Musikmanager Danny (Daniel Mays) und seinen Arbeitskollegen zum Reinfall. Die zynischen Großstädter können dem Ort nichts abgewinnen und müssen auch noch beim Stand-up-Paddling von den freiwilligen Seenotrettern aus dem Wasser gefischt werden. Kurz bevor sie wieder fahren, sehen sie ihre Retter und andere Fischermänner unten am Hafen und hören ihre Shantys (Seemannslieder). Dannys Vorgesetzter trägt ihm auf, die Männer zu managen und macht sich mit seinen Kollegen einen Spaß auf Dannys Kosten. Danny wird zurück gelassen und bietet den Fischern eine Aussicht auf einen Plattendeal an. Als der Prank auffliegt, hat Danny schon Versprechen gegeben, die er dann doch nicht vergessen kann. Die Musik, die Leute, der Ort und die schöne Alwyn (Tuppence Middleton) haben es ihm angetan. So setzt Danny sogar seinen Job aufs Spiel um sein Versprech vom Plattendeal und das Vertrauen der Leute zu halten.

Klare Message

Der oberflächliche Großstädter Danny erfährt Werte, die in seinem bisherigen Leben nur wenig Platz hatten. Abseits des arbeits- und erfolgsgetriebenen Leben der Großstadt entdeckt er eine Gemeinschaft, in der sich die Leute aus Zuneigung gegenseitig antreiben. Das Herz von Port Isaac ist, wo die Leute von Port Isaac sind. Auch wenn die Musik vielleicht nicht jedem gefällt, tut es einem der Ort und der Umgang der dort wohnenden Leute miteinander irgendwann an.

Dabei wird die Gemeinschaft jedoch nicht zu einem Wakanda („Black Panther“), Basis der besseren Werte. Auch wenn einige eine gewisse Skepsis gegenüber außenstehenden Leuten und Dingen haben, verwehren sie sich nicht und lassen sich gerne vom Gegenteil überzeugen. So stimmen sie Danny trotz seines anfangs überheblichen Verhaltens zur Zusammenarbeit zu und respektieren ihn auf ihre Art.

Romantik an der Grenze zum Kitsch

Auch wenn der Ort Port Isaac und der Umgang der Leute im Film äußerst liebenswert und wünschenswert dargestellt wird, liegt hier auch der größte Kritikpunkt. Die erzwungene Hervorhebung der Sympathie der Fischermänner und ihres Ortes lassen manches davon in Kitsch ausufern. Die unsympathischen Stadtbewohner und das gefühlslose Musikbusiness stehen hier den liebevollen und sich füreinander aufopfernden Dorfbewohnern gegenüber. Die Grenzen und die Rollen von Gut und Schlecht sind hier, um die Dramaturgie der Underdogs zu bedienen, so klar verteilt, dass es manchmal sogar nervt.

Die Natürlichkeit der Bewohner von Port Isaac wird vereinzeld wunderbar dargestellt. Jedoch gelingt es dem Film nicht in seiner Struktur, Dramaturgie und Erzählweise ebenfalls Authentizität zu wahren. So ähnelt der Film eher einer sehr langen Werbung, als einem eigenständigen Musikfilm für die Gruppe. Die Dramaelemente um Liebe, Misstrauen und Zusammenhalt wirken nur wegen des charmanten Ortes nicht absolut lieblos und nach Rezept in den Film eingefügt.

Somit wird „Fisherman‘s Friends – Vom Kutter in die Charts“ von einem ernstzunehmenden Film zu einem Groupie der Musikgruppe und ihres idyllischen Ortes. Was bleibt sind viele Sympathien gegenüber den Fisherman‘s Friends, aber nur ein „meh“ gegenüber dem Film.

„Fisherman‘s Friends – Vom Kutter in die Charts“ läuft ab dem 8. August in den deutschen Kinos.

Foto: @2018 splendid film GmbH

studiert Politikwissenschaften, verbringt zu viel Zeit um sich über die BILD aufzuregen und isst süßes und salziges Popcorn gemischt.

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