Sneak Review #113 – Isle of Dogs – Ataris Reise
Diese Woche lief mit Wes Andersons zweiten stop-motion-Film „Isle of Dogs – Ataris Reise“ ein Film, der Partei ergreift in einer der ältesten Fragen der Gesellschaft. Lieber Hunde oder lieber Katzen? Der Film Isle of Dogs (schnell ausgesprochen: „I love Dogs“) ist eine Liebeserklärung an den besten Freund des Menschen.
Durch einen Konflikt zwischen katzenliebenden Menschen und Hunden in der Vergangenheit sind heute noch unterschwellige Grenzen der Sympathie und Zugehörigkeit in der japanischen Gesellschaft vorhanden. Durch einen Jungen aus den eigenen Reihen, der sich mit den Hunden auf eine Seite schlug konnte dieser Konflikt vorerst gelöst werden. Nun leben im Japan der nahen Zukunft Hunde und Katzen als Haustiere mit Menschen zusammen. Als jedoch verlautbart wird, dass die Hundepopulation besorgniserregende Ausmaße angenommen hat und die Hundegrippe ausbricht, richtet die vom Kobayashi Clan geführte Stadt Megasaki City eine Müllinsel als Exil für die Hunde ein. Während sich in der Gesellschaft auf Basis der angstschürenden Propaganda des katzenliebenden Kobayashi Clans Abneigungen gegenüber Hunden bilden, fliegt der junge Atari (Koyu Rankin) mit einem gestohlenen Flugzeug los, um seinen Hund Spots (Liev Schreiber) nicht seinem Schicksal zu überlassen.
„Somebody is up to something“
Nach einer Bruchlandung mit dem gestohlenen Flugzeug trifft Atari auf ein Hunderudel, das ums Überleben auf der Insel kämpft. Trotz des wiederwilligen Chief (Bryan Cranston) entschließt es sich dazu, ihm bei der Suche nach Spots zu helfen. Auf der Suche findet gerade Chief einen Zugang zu Atari und auch den Menschen und zusammen kommen sie einer Verschwörung gegen Hunde auf die Schliche. In Megasaki City wird von einer kleinen Gruppe, die immer noch mit Hunden sympathisieren, ein Mittel gegen die Hundekrankheiten erforscht und dem Bürgermeister vorgelegt. Dieser hat allerdings andere Pläne.
In Isle of Dogs wird die Mobilisierung einer Gesellschaft gegen eine Minderheitsgruppe in einer Stadt dargestellt. Dabei werden auch verschiedene Beziehungen innerhalb der Gesellschaft beleuchtet, jedoch nur oberflächlich. Der Fokus ist auf die Kritik an politischer Propaganda im Allgemeinen gerichtet. Außerdem zeigt der Film die Perspektive eines Jungen, der sich gegen die Vorurteile und Abneigungen seiner Gesellschaft und Familie stellt. Trotzdem gehen leider einige interessante Perspektiven durch ein sehr einfaches Gut-Böse-Schema in der Gesellschaft verloren. Durch die einfachere Darstellung bleibt der Fokus auf negative Auswirkungen von Propaganda, die in einer optisch liebevoll dargestellten Welt am Beispiel der Bindung zwischen Menschen und Hunden erzählt wird.
Liebe zum Detail
Der Aufwand, der für diesen Film betrieben wurde, sieht man in fast jeder Szene. Die stop-motion Animationen sind technisch hinreißend und sie werden kreativ genutzt, um entsprechende Gefühle der Welt und der Figuren sehr genau auszudrücken. Die Liebe zum Detail wirkt vielseitiger, als es CGI-Animationen bisher zeigen konnten. Anderson ist ein Experte auf dem Gebiet von trockenem Humor und bringt diesen gekonnt in einen politisch geladenen Animationsfilm ein. Auch wenn es sich „nur“ um die Synchronisation handelt, so macht die Besetzung gerade in diesem Film viel aus, wenn es darum geht, den Personen Leben einzuhauchen. Bryan Cranston sticht dabei besonders heraus, aber auch Edward Norton und Liev Schreiber tragen ihren Teil dazu bei, dass trotz des politischen Themas ein Film mit viel Gefühl entsteht.
Als Student der Politikwissenschaft entsteht ein Konflikt in mir: der Powi-Student kritisiert, dass der Film mehr ins Detail gehen könnte, während sich der Hundeliebhaber in mir hat einnehmen lassen von der Welt um Megasaki City.
Zu guter Letzt ist Isle of Dogs – Ataris Reise ein Kinderfilm, der oft an der Grenze zu einem politischen Film für Erwachsene kratzt und sehr gut zu unterhalten weiß, während er auch eine politische Message vermittelt.
„Isle of Dogs – Ataris Reise“ kommt am 10.05.18 in die deutschen Kinos.
Foto: 20th Century Fox
studiert Politikwissenschaften, verbringt zu viel Zeit um sich über die BILD aufzuregen und isst süßes und salziges Popcorn gemischt.