Sneak-Review #108 – Gringo
Mit Gringo bezeichnet man Amerikaner in Ländern südlich der USA. Um die Entführung eines solchen Gringos geht es in dieser Woche im gleichnamigen Film von Stuntman und Regisseur Nash Edgerton.
Charlize Theron ist eine attraktive Frau, doch dazu später mehr, es soll ja hier um den Film gehen. Harold Soyinka (David Oyelowo) ist ein verheirateter Angestellter bei Cannabax Technologies Inc, einem Pharmakonzern. Seine Stelle und dass seine Frau Arbeit hat, verdankt er seinem Kumpel und Boss Richard Rusk (Joel Edgerton). Harold ist ein Jünger des American Dreams. Arbeite nach den Regeln, sei demütig und fleißig und irgendwann wirst du belohnt. Die Einstellung hat er von seinem Vater, der nun in armen Verhältnissen lebt. Doch im Verlauf des Films findet Harold heraus, dass der American Dream eher seine Hundeleine ist, als eine Aufstiegsleiter zu einem besseren Leben.
Lost in Mexico
Auf einer Geschäftsreise mit seinen Vorgesetzten Richard und Elaine (Charlize Theron) in Mexiko soll einer Partner-Firma, die Mariuhana-Pillen herstellt der Verkauf untersagt werden. Cannabax Technologies Inc. steht kurz vor einer Fusion und dafür wird die Firma von staatlicher Seite durchleuchtet. Wenn Harold Fragen stellt, wird er durch Floskeln abgefertigt. Das bringt ihn dazu selber herauszufinden, was sein Arbeitgeber vorhat. Er erfährt dabei, dass er gefeuert werden soll und dass sein Kumpel sich einen Dreck um ihn schert. Als wenn das nicht genug wäre, beichtet ihm seine Frau (Thandie Newton) auch noch, dass sie eine Affäre hat und ihn verlässt.
Nachdem Harolds Leben also zusammenbricht, beschließt er, seine eigene Entführung zu fälschen um dann mit dem Geld einen Neuanfang in der Flucht vor seinem alten Leben zu wagen. Da die Pillen des Pharmakonzerns nicht mehr an einen mexikanischen Drogenboss verkauft werden, beschließt dieser, Harold wirklich zu entführen, da er Zugang zur Formel der Pillen hat. Der Jagd nach Harold schließt sich zudem auch Richards Bruder (Sharlto Copley) an, damit sein Bruder kein Lösegeld zahlen muss.
Kein Deckel passt auf einen Topf
Ist euch schon mal aufgefallen, wie hübsch Charlize Theron ist? Also wenn nicht, dann wird es euch in diesem Film auf jeden Fall auffallen. Nicht nur, weil mit ihrem Aussehen in dem Film hausieren gegangen wird, sondern weil der Film keinen Anschluss in seiner Machart findet, der ihn interessant gestaltet. Aber zu dem muss ich auch sagen, dass Sharlto Copley einen Bart in diesem Film hat, der beeindruckend ist. Neben einer Hand voll Gags, die dann doch witzig sind, ist das aber auch schon alles, was der Film zu bieten hat. Der Film ist witzig und ernst, aber in einer Art und Weise, die seine Bedeutung komplett verschleiert. Die Figuren sind so eindimensional wie selten zuvor. Vor allem die Nebenhandlungen sind unbedeutend, weil sie keine Aussage haben, geschweige denn wirklich witzig sind.
Der Film glänzt zwar nicht, aber die gute Besetzung merkt man dem Film an. Auch wenn die meisten Figuren unwichtig sind (und dass Amanda Seyfried mitspielt habe ich noch garnicht erwähnt), unterhält zumindest die Darstellung der Figuren im Einzelnen. Wer also sehr leichte Kost erwartet, kann mit dem Film tatsächlich zufrieden werden.
Gringo startet am 05.04.2018 in den deutschen Kinos.
FOTO:@amazon studios
studiert Politikwissenschaften, verbringt zu viel Zeit um sich über die BILD aufzuregen und isst süßes und salziges Popcorn gemischt.
Ich kann verstehen, dass man den Film auch viel gutes zusprechen kann. Allerdings ist es so, dass die Figuren ebenso inhaltslos sind wie ein patriotischer Amerikaner in einem Katastrophenfilm.
Der Film ist weder im Detail kritisch, denn dafür sind die Motive und Konstrukte nicht ausgeklügelt genug, noch ist er in konstanten Tempo spitzfindig in der Mexiko-Phase.
Es ist nicht so, dass es deswegen komplett schlecht ist, aber die gute Besetzung wirkt dazu fast wie eine Entschuldigung für die Lücken im Film. Es ist eher das nicht ausgeschöpfte Potenzial was mich geärgert hat.
Ich persönlich fand den Film durchaus gelungen. Eine witzige Story und gleichzeitig eine durchaus ernsthafte Kapitalismuskritik. Die überraschenden (und blutigen) Wendungen haben mich etwas an die Coen-Brüder oder Tarantino erinnert. Sehenswert – im Gegensatz zum äußerst langweiligen und pathetischen Feuerwehr-Kitsch der letzten Woche.