Sneak-Review #242: Die Rumba-Therapie

Sneak-Review #242: Die Rumba-Therapie

Die Rumba-Therapie erzählt in einem Potpourri aus strukturlosem Drehbuch, derben Gags und einer verstaubten Geschichte von dem Busfahrer Tony, der sich seiner Tochter Maria annähert, die er verlassen hatte, als sie noch ein Baby war. Da es dem Film nicht gelingt, sein konventionelles Thema auf neue Art zu verfilmen, bleibt ihm noch nicht einmal das Siegel der Massentauglichkeit erhalten.

Nachdem der Mitfünfziger Tony (Franc Dubosc) einen Herzinfarkt erleidet, beschließt er endlich, Kontakt zu seiner mittlerweile erwachsenen Tochter Maria (Louna Espinosa) aufzunehmen, die er verlassen hatte, als sie noch ein Baby war. Da er jedoch nicht als ihr Vater in Erscheinung treten möchte, meldet er sich bei seiner als Tanzlehrerin arbeitenden Tochter für einen Rumba-Kurs an. Inkognito versucht er daraufhin Maria kennenzulernen und ihr näher zu kommen.

Das Thema von die Rumba-Therapie ist auf der großen Leinwand schon einige Male aufbereitet worden: Ein Vater versucht nach einer Läuterung, Kontakt zu seiner Tochter aufzubauen, die er im Baby-Alter verlassen hat. So weit, so gut, so auserzählt. Wer mit dem (durchaus berechtigten) Anspruch ins Kino geht, eine neue Geschichte erzählt zu bekommen oder zumindest neue Facetten bereits bekannter Geschichten zu sehen, der wird bitter enttäuscht die Heimreise antreten müssen. Die Rumba-Therapie bleibt nämlich den Nachweis eines Mehrwerts für die Filmlandschaft mehr als schuldig. Bemerkenswert ist dabei, dass Dubosc, der nicht nur die Hauptrolle einnimmt, sondern auch Regie geführt und das Drehbuch geschrieben hat, es noch nicht einmal schafft, die Anforderungen der Massentauglichkeit zu erfüllen. Während andere Filme mit dem gleichem Thema noch wenigstens zielsicher die plattgetrampelten Pfade der immer gleichen Erzählungen ablaufen, fehlt Dubosc jede Art von Stringenz in seiner Geschichte. Man möchte ihm förmlich zurufen, dass ein Film mehr ist als die bloße Aneinanderreihung von Szenen, man möchte ihn daran erinnern, dass die Handlung eines Films als ersichtlicher Prozess auch aus diesem hervorgehen muss und es nicht ausreicht, wenn man sie einfach nur am Reißbrett plant.

Vertanzter Humor

Um dem Film überhaupt irgendeine Art von Anstrich zu verleihen, wählt er das einfachste Mittel, dass nur irgend möglich ist: Er hilft sich mit Humor. Aber kein subtiler oder ausgefeilter, sondern der platt-schwarze Humor des französischen Arztes, der sich über seine Patienten auslässt. Obwohl dabei manch ein Gag seine Wirkung nicht verfehlt, wird man durch das stete Hin- und Herwechseln von ernsten und (bemüht-)lustigen Momenten in die Genre-Irre geführt.

Möchte man dem Film etwas Positives abgewinnen, so kann man wenigstens die schauspielerische Leistung anführen. Im Gegensatz zum Drehbuch ist diese nämlich zumindest ertragbar, wenn auch die jeweiligen Rollen sicher nicht in besonderer Weise fordernd sind.

Ziellose Känguruschritte

Dass ihm jede Art von filmischem Feingefühl fehlt, zeigt Dubosc schließlich am Ende, als er die verloren gegangene Zeit von Vater und Tochter in einer ostentativ emotionalen Szene ausschlachtet, in der sich die Tochter während eines Tanzes mit ihrem Vater unter Cello, Violine und wohldosierter Klaviermusik zum Kleinkind zurückverwandelt. Wem hier jetzt keine Krokodilstränen die Wange herunterkullern, bei dem ist vermutlich jede Hilfe zu spät. Dubosc hätte es sich so einfach machen können, indem er wie jeder andere vernünftige Regisseur anspruchslos alte Filme mit neuem Anstrich versieht. Sein völlig überambitionierter Anspruch, Bewährtes zu umgehen gereicht ihm jedoch zum Nachteil, da sein Film wie ein unter Drogen gesetztes Känguru planlos hin- und her hüpft und seine Geschichte somit niemals auch nur einen Hauch von Fahrt aufnehmen kann.

Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass Dubosc sich bei seinem nächsten Film vielleicht auf die Schauspielerei beschränken und nicht auch noch als Drehbuchautor und Regisseur fungieren sollte. Leider ist sein Talent als Schauspieler jedoch nur schwer einschätzbar, da er sein (mögliches) schauspielerisches Potential durch sein schwaches Drehbuch niemals zeigen konnte.

Das Publikum bewertete den Film zu 78% positiv.

Die Rumba-Therapie kommt am 22.06. in die deutschen Kinos.

(Lektoriert von jok und bjr.)

ist 2001 in Hessen geboren.
Studiert Geschichte im Bachelor und ist bei PHILIPP in der Redaktion tätig.

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