Green Office Marburg: Ein Stück Nachhaltigkeit für alle Studierenden

Green Office Marburg: Ein Stück Nachhaltigkeit für alle Studierenden

Bilder: Green Office Marburg

Als Anfang 2020 eine Marburger Studentin nach ihrem Auslandssemester in den Niederlanden wieder in Deutschland aufschlug, brachte sie neben ihrem Koffer und ihrem Personalausweis auch etwas mit, das sie erst auf der Reise gefunden hatte: Eine Idee. Nachdem sie nämlich in den Niederlanden mit den studentischen Nachhaltigkeitsprojekten der Green Offices in Berührung gekommen war, fasste sie den Entschluss, ein solches auch in Marburg zu gründen. Green Offices machen es sich zur Aufgabe, einen Ort für Studierende und Hochschulmitarbeitende zu schaffen, an dem Nachhaltigkeit im Zentrum aller Ziele steht. Die Mitglieder der Green Offices wollen dabei sowohl in theoretischer Hinsicht versuchen, die Lehre stärker auf das Thema auszurichten als auch in praktischer Hinsicht Projekte realisieren, durch die der Prozess hin zu einer „Grünen Hochschule“ weiter angetrieben werden soll. PHILIPP stellt euch die Initiative vor, weil auch Studierende sich daran beteiligen können und das Thema Nachhaltigkeit uns alle betrifft. In Marburg sind es momentan sieben ehrenamtliche Freiwillige und drei studentische Hilfskräfte, die Blut, Schweiß und Tränen opfern, um eine lange Projektliste umsetzen zu können. Darüber hinaus gibt es jedoch noch einen Kern von Kräften, die projektbezogen ihren Beitrag leisten.

Jede:r kann mitmachen

Das Green Office versteht sich nicht als geschlossene Gesellschaft, vielmehr wird es gerade dadurch belebt und bereichert, dass durch Außenstehende Projektvorschläge herangetragen und damit die Nachhaltigkeitsbemühungen entscheidend vorangebracht werden. Auch lose, ja sogar utopisch wirkende Ideen werden hier dankend angenommen, da bereits manch ein Projekt erst durch die Beschäftigung mit einer solch zusammenhanglosen oder überambitionierten Idee seinen Anfang nahm.

Marieke, die als eine der drei studentischen Hilfskräfte für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, macht das Vorgehen an einem Beispiel fest: So sei eine Studentin mit der Idee auf das Green Office zugekommen, das Dach der Uni-Bibliothek zu begrünen. Da ein solches Projekt jedoch schlichtweg nicht umzusetzen gewesen sei, habe man geschaut welche realistischen Möglichkeiten es gäbe, um eine Begrünung durchzuführen. Damit war das Urban-Gardening-Projekt geboren, das Flächen in Campusnähe für den Anbau von Gemüse und Kräutern bestellt. Nachdem man sich mit einer solchen utopischen Idee also ausgiebig beschäftigt hatte, griff man den Kerngedanken auf und brach ihn so weit herunter, bis er schließlich umsetzbar war. Es ist besonders auch dieser initiative  und alle miteinbeziehende Charakter, der den Charme dieser Arbeitsgemeinschaft ausmacht.

Besonders viel Aufmerksamkeit verschaffte dem Green Office ein kürzliches Projekt dreier Geographiestudenten: Aufgrund der Tatsache, dass die Universität für eine anstehende Exkursion nach Portugal ausschließlich das Flugzeug als Transportmittel vorsah, schmiedeten die drei Studenten kurzerhand den Plan, die Reise auf eigene Faust mit dem Fahrrad anzutreten. Möglich gemacht wurde dieses Projekt vor allem durch das Green Office, das die Reise mitplante und jederzeit größtmögliche Unterstützung bot. Außerdem wurde ein Reisetagebuch geführt, das auf Instagram einsehbar ist.

„Wir sind kein Gegenpol zur Uni“

Den Mitgliedern des Green Office ist es jedoch wichtig zu betonen, dass niemals versucht wird, gegen die Uni anzuarbeiten. „Wir sind kein Gegenpol zur Uni“, so Janis, der ebenfalls als studentische Hilfskraft wirkt. Vielmehr verstehe man sich als Teil davon. Es soll folglich an einem Strang gezogen werden, um eine nachhaltige Transformation der Universität Wirklichkeit werden zu lassen. Das Green Office nimmt dabei manchmal sogar eine vermittelnde Rolle ein, nämlich immer dann, wenn auf Probleme bezüglich der Nachhaltigkeit an der Universität aufmerksam gemacht wird. In einem solchen Fall verweist das Green Office an die jeweils zuständige Kompetenz. Falls es jedoch keine verantwortliche Zuständigkeit gibt, da eine solche Position fehlt, besitzt das Green Office die Möglichkeit, das Präsidium auf den Missstand hinzuweisen. Dies ist gerade deswegen möglich, da das Green Office als Teil des universitären Nachhaltigkeitsbüros regelmäßige Sitzungen mit dem Präsidium abhält, um über die nachhaltige Transformation der Universität zu sprechen. Als Schnittstelle zwischen Studierenden und Uni kann studentischen Anliegen damit auf höchster Ebene Gehör verschafft werden.

Die Uni in Verantwortung

Die Ansprüche des Green Office an die Universität sind hoch: „Die Universität hat einen großen Auftrag, viel zu machen für Nachhaltigkeit, sowohl in der Bildung als auch in der eigenen Struktur“, so Marieke, die bei den Nachhaltigkeitsbemühungen vor allen Dingen Partei für einen strukturtechnischen Ansatz ergreift. Das Green Office will nämlich weniger den Studierenden auf die Finger schauen, sondern universitäre Prozesse und Abläufe hinterfragen, immer mit dem Ziel, die Klimabilanz der Universität zu verbessern. Doch an anderer Stelle muss selbst das Green Office der universitären Struktur Tribut zollen: Die Universität entlohnt nämlich ausschließlich die drei studentischen Hilfskräfte, wodurch der Aufwand der anderen Helfenden finanziell unentschädigt bleibt. Da viele Studierende jedoch auf eine Lohnstelle angewiesen sind, muss man sich das Ehrenamt erst einmal leisten können. Es handelt sich hierbei natürlich um ein generelles Problem universitärer Arbeitsgemeinschaften, da selbst die hehrsten Ziele Helfende erfordern, für welche die oftmals fehlende finanzielle Entlohnung kein Hindernis sein darf.

Aufgrund der Art und Weise wie das Green Office versucht, seine Ziele zu erreichen handelt es sich um ein Angebot, das Studierende und universitäre Angestellte quasi gar nicht ausschlagen können. Unverbindlich kann jeder noch so frühreife Gedanke eingebracht werden, mit der Gewissheit, dass sich mit ihm ausführlichst beschäftigt wird. Jeder oder jedem, die oder der sich für eine „Grüne Hochschule“ einbringen möchte, werden hier Möglichkeiten gegeben, diesem Drang Abhilfe zu verschaffen. Jeder noch so kleine Beitrag wird dabei geschätzt und stets wohlwollend aufgenommen. Janis bringt es deswegen auf den Punkt, wenn er die Mitmach-Schwelle niedrig setzt: „Es braucht nicht viel, um dabei zu sein“. Es braucht eigentlich fast gar nichts. Noch nicht mal eine richtige Idee.

Mehr über das Green Office erfahrt ihr hier. Dort findet ihr auch Kontaktdaten, falls ihr selbst eine Idee einbringen wollt.

(Lektoriert von jok und hab.)

ist 2001 in Hessen geboren.
Studiert Geschichte im Bachelor und ist bei PHILIPP in der Redaktion tätig.

Ein Gedanke zu “Green Office Marburg: Ein Stück Nachhaltigkeit für alle Studierenden

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Wordpress Social Share Plugin powered by Ultimatelysocial
Instagram
Twitter