Sneak-Review #245: The Flash

Sneak-Review #245: The Flash

Lange Zeit hat es gedauert, bis Barry Allen alias Flash seit seinem ersten Auftritt 1956 in der vierten Ausgabe der Comic-Anthologie Showcase seinen ersten eigenen Solofilm erhielt. 67 Jahre später ist es endlich soweit: Regisseur Andy Muschietti liefert dieses Jahr mit The Flash eine Filmadaption der Comic-Reihe Flashpoint.

Zeit ist es auch, oder besser gesagt die Vergangenheit, was Barry (Ezra Miller) in The Flash ändern will. Als Kriminalermittler versucht er verzweifelt, entlastende Beweise für seinen Vater vorzulegen, der unter Verdacht steht, seine eigene Frau umgebracht zu haben. Barrys Scheitern lässt ihn loslaufen, so schnell, dass er zu beliebigen Stellen in der Vergangenheit Zugriff erhält. Bei dem Versuch, seine Familie zu retten, verändert er jedoch die Zukunft und ist in einer Realität gefangen, in der General Zod (der Erzfeind von Superman, gespielt von Michael Shannon) erneut die Welt zerstören will. In dieser Vergangenheit wurde jedoch Aquaman nie geboren und Batman ist bereits lange im Ruhestand. Zusammen mit seinem 18-jährigen Ich versucht Barry einen gefangenen Kryptonier zu befreien und mit ihm gemeinsam die Welt zu retten. Dabei muss er schmerzhaft feststellen, dass trotz Super-Speed die Vergangenheit besser unberührt bleiben sollte.

Kein Flash beim Sneak-Tipp

Jeden Montag postet das Cineplex-Kino Marburg auf einem speziell der Sneak gewidmeten Instagram-Account (@cineplexsneak) einen Tipp für die kommende Sneak am Dienstag. Für diesen Sneak-Besuch war es ein Bild von Lightning McQueen aus dem Pixar-Animationsfilm Cars. Schnell war klar, dass dieser Charakter, der auch ‚Der Blitz‘ genannt wird, auf The Flash hinweist. Ernüchterung und Enttäuschung machte sich breit. Die Lust auf noch einen Superhelden Film aus dem Hause DC oder Marvel hält sich in Grenzen. Vorurteile wie schlechtes CGI (Computer-Generated Imagery) und überladene Handlungsstränge mit nervenaufreibendem Humor schwingen mit, die sich bereits bei Ant-Man and the Wasp: Quantumania von Marvel oder Black Adam von DC zeigten. Und leider konnte auch The Flash aus dem Jahr 2023 diese Vorurteile nicht zerschlagen, sondern nur bestätigen.

Zeitreise auch bei CGI

Es sagt viel aus, wenn ein Laie, der von sich selbst behauptet, nicht stark auf Spezialeffekte zu achten und diese auch oft übersieht, erkennt, dass das verwendete CGI für die Technik im 21. Jahrhundert und ein Budget von 200 bis 220 Millionen US-Dollar einfach zu schlecht ist. Die verwendeten Effekte für abstürzende Babys, Zeitreisen oder auch ganze Actionszenen ähneln sehr stark der Qualität der frühen 2000er. Besonders zurückversetzt fühlen sich die Zuschauenden bei den vielen Zeitreisen, die Barry unternimmt. Während er in eine ‚Vergangenheits-Kugel‘ eintaucht, wird Flash umkreist von Personen und Ereignissen aus seinem früheren Leben, mithilfe seiner Geschwindigkeit kann er dann zu einer beliebigen Stelle rennen.

Das Ganze klingt zwar sehr beeindruckend und wäre es auch, wenn die Charaktere nicht aussehen würden wie aus dem Polarexpress von 2004. Die Abnahme der CGI-Qualität ist schon lange ein Kritikpunkt an den neuen Marvel– und DC-Filmen, der auch vermehrt bei Reviews auf YouTube, wie etwa bei captainmidnight oder Filmento, erwähnt wird. Es ist erschreckend, wie stark man bei solchen Filmen, das reine ‚Herausballern‘ von Content bemerkt, ohne Liebe zum Detail. Gerade Actionszenen leiden darunter, die bei diesem Genre mit den vielen Kampfszenen und Verfolgungsjagden so essenziell sind. Durch die schlechten Effekte ist man schnell ermüdet und wird komplett aus der Story gerissen. 

Kein Mut zur Tiefe

Familiendrama, Einsamkeit und der Zwiespalt, das eigene Glück über das Wohlbefinden der gesamten Welt zu stellen sind Themen, die der Film zwar anspricht, aber nie zu deren vollem Potenzial ausbaut. Nach dem Tod eines wichtigen Charakters erhält der Zuschauende beispielsweise keine Zeit für Trauer, sondern wird sofort mit einem Nicolas Cage als Superman konfrontiert. Der eher infantile Humor, gezeichnet von überspitzten Charakteren und Kotz-Witzen verhindert die Tiefe, die der Film eigentlich hätte haben können. Ähnlich verhält es sich mit den Figuren: Neben dem Zukunfts-Barry fungiert sein vergangenes Ich als Comic-Relief und ist zu allem Übel auch noch sehr nervig. Nora Allen (Maribel Verdú), die Mutter von Barry, entwickelt sich nie über den klischeehaften, mit liebegefüllten Muttercharakter hinaus, da sie in dem Film keine eigenen Charaktereigenschaften erhält. Es ist schade zu sehen, dass Regisseur Andy Muschietti (nach seinen populären Stephen-King-Es-Adaptionen) nicht weiter geht und sich traut, einen Superheldenfilm ohne wirklichen Bösewicht zu entwickeln, der The Flash nur überlädt. Der innere Konflikt von Barry wäre mehr als ausreichend, um den Konflikt im Film damit zu füllen, doch leider gewinnen wieder einmal die Regeln des Genres.

The Flash wurde zu 72 % positiv und zu 28 % negativ bewertet.

(Lektoriert von jok und hab.)

Studiert Literaturvermittlung in den Medien in Marburg.
24 Jahre alt.
Beim PHILIPP seit Januar 2023 innerhalb der Redaktion und Lektorat aktiv.

Hat eine Katze, aber leider auch eine Katzenhaarallergie.

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