Warum Episode 1 das Beste ist, was Star Wars passieren konnte.

Warum Episode 1 das Beste ist, was Star Wars passieren konnte.

Was dieser Film an Prügel hat einstecken müssen, haben manche Boxringe in den letzten 20 Jahren nicht gesehen. Zu Unrecht! Die Sequels der letzten Jahre haben gezeigt, dass die trivialen Kritikpunkte an dem Film für Filmindustrieprodukte gesorgt haben, die nichts sind außer bloße Selbstreferenz. Es wird Zeit, dass Film- und Star Wars-Fans Episode 1 den Respekt zollen, den er verdient.

Der Film für Erwachsene, aber nicht erwachsene Kinder

Langweilig sei ein Film über eine militärische Handelsblockade am Rand eines demokratischen Systems. Im Gegensatz dazu ging es in den Teilen 4 bis 6 nämlich um Krieg gegen ein Imperium. Episode 1 glänzt jedoch gerade damit das platte Gut/Böse-Verhältnis von der Originaltrilogie nicht zu übernehmen. Selbst im Jediorden werden von Anfang an durch den rebellischen Qui-Gon Jinn(Liam Neeson) Zweifel über die Erhabenheit von Jedis gesät. Des Weiteren gibt es hier zwar das gute Naboo und die böse Handelsföderation, jedoch ist der nicht handlungsfähige und manipulierbare Senat der Punkt, der sich durch die ganze Trilogie der Prequels hindurchzieht. Die Motivationen des späteren Imperator Palpatines und der Handelsföderation werden nicht aufgezeigt. Stattdessen wird anhand der Szenen mit kühl unterlegten Farben um den Senat herum gezeigt, dass seine Verfahrensweise nicht einem Gut/Böse-Bild unterworfen ist. So auch in den Gesprächen zwischen der Königin und dem Senator von Naboo, die zeigen, wie man den Senat für die eigenen Interessen umstrukturieren und beeinflussen könnte. Die aussichtslose Situation auf ihren Heimatplaneten sorgt dafür, dass sie vom Zuschauer nicht verurteilt werden. Ein Thema, dass wohl kaum für Kinder wirklich nachvollziehbar und in unsere heutige Welt einzuordnen ist.

Der smarte Blockbuster

Der Film ist dennoch ein „Blockbuster”. Bei all der Euphorie vor den Prequels musste George Lucas vermutlich Kompromisse mit den Produktionsfirmen eingehen, um die Filme für ein breites Publikum und damit finanziell attraktiv zu machen. Außerdem musste der selbstreferentielle Werdegang des Darth Vaders erzählt werden. Die politische Erzählung des Films ist so zwischen Szenen, wie der Flucht und dem Krieg von Naboo, Tatooine und den Gungans und Jar Jar Binks ummantelt. Gut und Böse konnte sogar durch die Druiden auf den Schlachfeldern erhalten bleiben. Wen juckt schon ein zerschossener Schrotthaufen, wenn in der Originaltrilogie Menschentode anhand der Stormtrooper jubelnd in Kauf genommen werden. Außerdem eine Idee um den Einsatz von Laserschwertern zu ermöglichen und trotzdem einem erwachsenen und jungen Publikum zu zeigen, da keine Menschen in Stücke geschnitten werden. Ein weiterer Trumpf ist das Podrennen in Tatooine. Ein dramatisch inszeniertes Science-Fiction-Sportrennen, das keinerlei Inspiration aus der Originaltrilogie beinhaltet. Außerdem sterben hier Teilnehmer während des Rennens, was dem zu kindgerechten Narrativ widerspricht. Allgemein stellt sich bei dem Tatooineteil die Frage, wie solch ein gesetzloser Ort trotz eines galaktischen Senats existieren kann. Abgerundet wird der Teil mit der ersten Kampfszene zwischen einem Sith und einem Jedi. Das was jede*r in einem StarWars-Film sehen möchte.

Darüber hinaus gibt es weitere positive Filmelemente. Natalie Portman spielt eine unabhängig handelnde starke Frauenrolle, die sowohl politisch als auch im Kampf für sich einstehen kann. Leider verliert sie diese Eigenschaften im dritten Teil vollkommen. Dann ist da die Hauptstadt der Gungans und die Fahrt von dort nach Naboo. Erzählerisch nicht besonders wertvoll, strotzt dieser Teil jedoch vor Kreativität. Daneben stechen die Ideen zum Einsatz von Lichtschwertern und die Choreographien heraus. So, als versucht wird mit einem Lichtschwert eine Panzertür aufzuschmelzen und natürlich bei dem berühmtesten Lichtschwert aus dem Universum. Zu guter Letzt ein grandioser Soundtrack, der sich von der Originaltrilogie abhebt und ihn trotzdem vereinzelnd erwähnen kann vorhanden.

Eingeständnisse und roter Faden mit einem Ende

Fairerweise will ich Defizite aber nicht unerwähnt lassen. Die Prophezeiung über das Gleichgewicht der Macht kann ich mit Nichts rechtfertigen. Eine Erzählung, die ins Mittelalter gehört. Außerdem kann ich leider nicht Jar Jar Binks verteidigen. Da geplant war, ihn nach der Unterwasserfahrt sterben zu lassen, kann ich ihn wenigstens als Übel der Kompromisse zwischen Regisseur und Produzenten ansehen. Ähnlich sieht es mit „Zufällen” aus, wie zum Beispiel, dass Anakin als Kind ohne Erfahrung eine Raumschlacht überlebt und sogar entscheidet und vielen Witzen, die dem Ernst der Situation nicht entsprechen. Außerdem werden Dinge, wie Midichlorianer und der Machtsprint eingeführt, die keinen Sinn machen und danach zum eigenen Schutz ignoriert werden. Das sind nicht wenige Eingeständnisse für einen Film. Die politische Geschichte belasten sie jedoch kaum.

Star Wars war und ist für mich, der mit den Prequels aufgewachsen ist, immer mehr als eine Achterbahnfahrt im Kino. Die Prequels sind mal mehr und mal weniger gut auf einen roten Faden bezogen. Es geht nicht darum, dass es immer weitergeht. Das Ende kennt jede*r, der/die die Originaltrilogie gesehen hat. Also mussten Filme erschaffen werden, die mehr können als Action und Selbstreferenz auf das Universum. Ein kreativer Akt, der zum Glück keine Comicvorlage hatte. Ich kann während des Films einzelnen Szenen Anerkennung geben und muss nicht warten, bis mir der folgende Film aufzwingt, warum es wichtig war. Diese Anerkennung werde ich „The Force Awakens” auch in Jahren leider nicht geben können.

Bild:@BrokenSphere

studiert Politikwissenschaften, verbringt zu viel Zeit um sich über die BILD aufzuregen und isst süßes und salziges Popcorn gemischt.

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