Ein Skateboardverein in Marburg?!

Bild: Laura Schiller
Unser Redakteur David hat sich mit dem Vorstand des neu gegründeten Marburger Skateboardvereins Marburg rollt e.V. über dessen bevorstehende Eröffnungsveranstaltung und weitere geplante Projekte unterhalten.
Dass Skateboarding nicht der typische Vereinssport ist, mit wöchentlichen Trainingszeiten und Sonntagsspielen, ist wohl den meisten bewusst. Doch dass auch skateboardende Menschen in der Lage sind, sich selbst zu organisieren und sich der Dampfwalze der deutschen Bürokratie zu stellen, zeigt nun der frisch gegründete Skateboarding Verein in Marburg.
Als vor nun etwa 13 Jahren der Skatepark im Georg-Gaßmann-Stadion öffnete, hieß es von Seiten der Stadt, dass Marburg eine moderne sportliche Kommune sei, die es als ihre Aufgabe sehe, auch das Ausüben von alternativen Sportarten auf diesem Areal möglich zu machen. Seitdem ist genau dieser Skatepark, ob sie es will oder nicht, das Herzstück der Marburger Skateszene.
Schade nur, dass die Instandhaltung des Parks seitdem zu wünschen übrig lässt. Es wirkt generell so, (wie so oft bei kommunalen Skateparks) als ob die Stadt Marburg meint, mit der Errichtung eines Skateparks in Bezug auf die Bedürfnisse rollbrettfahrender Menschen ausgesorgt zu haben. Inzwischen ist der Skatepark in einem eher maroden Zustand und gerade für Anfänger*innen bilden sich mehr unabschätzbare Gefahren als ein niederschwelliger Zugang, den Sport auszuüben. Diesen Zustand versucht nun der frisch gegründete Skateboard-Verein Marburg rollt e.V. zu ändern.
Im Gespräch mit Vorstandsmitgliedern des Vereins wird deutlich, dass es schon lange die Idee und den Impuls gab, sich als skateboardende Community in Marburg zu organisieren und einen Verein zu gründen. Jedoch kam es aus verschiedenen Gründen lange nicht dazu. Nun haben sich einige Skateboarder*innen aus Marburg dazu entschieden, es einfach zu machen.
„Wir müssen das Rad ja nicht neu erfinden. Für viele Großstädte in Deutschland sind Skate-Vereine längst Standard. Der Kontakt und Austausch mit anderen Vereinen hat uns geholfen, uns zu orientieren und herauszufinden, wo wir mit unserem Verein hinwollen, was er leisten kann und was nicht“, sagt Thomas Völker.
Es wurde sich im Vereinsregister eingetragen und ein Vorstand gewählt. Die erste Mitgliederversammlung fand statt und ein Discord-Kanal zur vereinsinternen Kommunikation wurde angelegt. Eine Eröffnungsveranstaltung findet am 17. Mai von 12 bis 18 Uhr im besagten Skatepark des Georg-Gaßmann-Stadions statt. Es wird die Möglichkeit geben, sich Skateboards und Schutzkleidung auszuleihen. Zudem gibt es kühle Getränke und musikalische Untermalung.
Unser Ziel ist es, Skateboarding so vielen Menschen wie möglich in Marburg und Umgebung näher bringen zu können. Auch eine überdachte Alternative für den Winter ist ein großes Anliegen unsererseits. ~ David Schopbach
Die ersten Gespräche mit der Stadt hätten auch schon stattgefunden. Beide Seiten einigten sich auf die dringende Notwendigkeit und die Unterstützung der Stadt bei bevorstehenden Sanierungsarbeiten innerhalb des Skateparks, sowie die grundsätzliche Bereitschaft der Stadt Marburg und des Sportamts, den Verein zu fördern.
Marburg ist eine Durchgangsstadt für viele junge Menschen, wodurch gerade in der Skateszene viel Potenzial für frischen Wind und neue Ideen herrscht. Dieser kann aber nur sehr schlecht genutzt werden, da es keine institutionelle Möglichkeit gibt, diese Energie der nach Marburg ziehenden Menschen kontinuierlich zu nutzen. Wir möchten es möglich machen, dass skatende Menschen in Marburg eine Möglichkeit haben sich einzubringen und Skateboarding in dieser Stadt mitzugestalten. ~ Thomas Völker
Um das zu erreichen, ist es ein erster Ansatz des Vereins, Skatekurse für Anfänger*innen anzubieten. Dadurch sollen auch Menschen, die vielleicht sonst vom doch meist regen Treiben in einem Skatepark etwas abgeschreckt sind, eine sichere und leicht zugängliche Möglichkeit bekommen, sich mit Skateboarding auseinanderzusetzen. Angeleitet werden diese von erfahrenen Skateboardern mit entsprechenden pädagogischen Kompetenzen aus der Marburger Skateszene. Ein weiterer Kernaspekt der Vereinsarbeit sei neben dem Kontakt mit der Stadt und dem Anbieten von Skatekursen auch das Communitybuilding innerhalb der Skateszene.
Wir wollen, dass sich alle Menschen, die in den Marburger Skatepark kommen, dort wohlfühlen können. Auch wollen wir als Ansprechmöglichkeit für neue Skateboarder*innen in Marburg da sein. Um das Ankommen und die Integration in die Szene zu vereinfachen und so Skateboarding für so viele Menschen in Marburg wie möglichst authentisch zugänglich zu machen. ~ Volker Vaupel
Für die Zukunft erhoffen sie sich vor allem die Etablierung des Vereins als ernstzunehmende Konstante des Marburger Sport- und Kulturbetriebs. Auch eine Möglichkeit zur Überwinterung in Marburg oder ein geeigneter Ort für eine Skatehalle sind ein großer Teil der Träume des Vereins. Ebenso sei die Installation von sogenannten „Safeslots“ im Skatepark geplant, in denen vor allem Menschen der FLINTA*-Community die Möglichkeit haben, den Skatepark in Ruhe nutzen zu können.
Marburg rollt e.V. soll dadurch der Ort für skatende Menschen in Marburg werden, wenn es um die Frage geht: Wie und wo können wir für unsere Interessen als Skateboarder*innen einstehen? Eine Institution von und für Skateboarder*innen. Manchmal muss man die Dinge einfach selbst ins Rollen bringen, in dem Fall eben Holzbretter.
Wenn euch das auch interessiert, ist es vielleicht keine schlechte Idee am 17. Mai von 12 bis 18 Uhr einfach mal im Georg-Gaßmann Stadion vorbeizuschauen und aufs Board zu steigen.
Weitere Infos findet ihr unter marburg-rollt.de
studiert Literaturvermittlung in den Medien. Redaktionsmitglied seit November 2023. Kommt aus Dortmund. Ist jetzt hier.
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