Monokultur von Partys: Abschaffen!

Monokultur von Partys: Abschaffen!

Am 26.02.2016 organisiert das Symbiose-Kollektiv zum zweiten Mal eine Party im Till Dawn. Was eigentlich genau hinter den Ideen der zweiten Symbiose steckt und wie die Feierkultur in Marburg im Vergleich von früher zu heute war, hat Henning, zuständiger für die Öffentlichkeitsarbeit der Symbiose, mir in einem Gespräch genauer erläutert.

PHILIPP: Erzähl uns kurz was über dich. Wer bist du? Was machst du in Marburg und natürlich wie bringst du dich persönlich bei der Symbiose ein? Was sind deine Aufgaben?

Henning: Ich bin Henning, 32 Jahre alt und habe hier in Marburg Geographie studiert. Seit 2003 produziere ich Musik, lege auf und organisiere Events. 2005 habe ich zum ersten Mal in Marburg in einem Club aufgelegt und meine erste Party im damaligen Kult veranstaltet. Ich bin bei der aktuellen Symbiose der Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit und Verantwortlicher für den Enter the Void-Floor bei der Veranstaltungsreihe.

Okay! Die Symbiose findet mittlerweile zum zweiten Mal statt. Kannst du uns nochmal in Erinnerung rufen, wie es zu der Idee gekommen ist und auf was ihr so abzielt?

Ja, genau. Die Symbiose am 26.02.2016 ist die zweite Party im Till Dawn. Letzten Sommer gab es aber auch noch ein kleines, feines Open Air von dem Symbiose-Kollektiv. Also könnte man sagen, dass es inoffiziell bereits die dritte Veranstaltung der Reihe ist. Die Idee der Symbiose kam im Rahmen der Marburger DJ Konferenz auf. Auf dieser Konferenz kamen viele unterschiedliche DJs und Veranstalter zusammen und haben ihre Probleme und Erfahrungen ausgetauscht. Ein Punkt, der immer wieder zur Sprache kam, war die mangelhafte Locationlandschaft Marburgs. Da kristallisierte sich recht schnell heraus, dass einzig und allein das Till Dawn als attraktive Location angesehen wurde, jedoch diese eben für ein Kollektiv zu teuer und zu groß sei. So entstand die Idee mehrere Kollektive zu vereinen und gemeinsam eine noch größere Party zu feiern.

Diesmal legen wieder dieselben Kollektive wie beim ersten Mal auf. Ist für die Zukunft geplant, noch andere Kollektive zu integrieren?

Ja! Denn die Symbiose steht für eine Vielfalt, in dem die Kollektive in Zukunft verstärkt wechseln. Die Symbiose soll nicht nur unterschiedliche Musikstile fördern, sondern auch verschiedenen Kollektiven die Möglichkeit geben, ihre Visionen in der Symbiose umzusetzen. Auf dem Symbiose Open Air waren zum Beispiel auch Reggae und andere Musikstile vertreten. Auch wenn bei dieser Symbiose die Mottos gleich lauten, findet eine unterschiedliche Gewichtung innerhalb der Floors statt. So wird bei DINGSBUMS die Marburger Radioshow „Smoker’s delight“ mit eingebunden, bei Enter the Void werden Newcomer gefördert und bei Bassmusik treten beispielsweise live Saxophonisten auf.

Kann denn jede:r einfach so bei euch mitmachen, wenn man sich kreativ ausleben will?

Ja, wirklich jeder kann und soll bei der Symbiose mitarbeiten. Unser Treffen findet jeden Montagabend um 20:00 Uhr im Trauma statt. Dort wird ein offenes Plenum abgehalten und jeder kann direkt seine kreativen Ideen vorstellen und umsetzen. Die Symbiose ist dabei nicht nur auf Musikmachende (DJs, Produzenten et cetera) beschränkt, sondern besteht mittlerweile auch aus Künstlern, Textern und Fotografen. Auch gegenüber neuen Medien sind wir sehr aufgeschlossen und wollen auch gern Marburger YouTuber bei ihren Projekten unterstützen. Es soll also insgesamt mehr ein Kollektiv für Kreative werden, in denen sich diese im Netzwerk austauschen und unterstützen. Das Ergebnis eines Open Airs oder einer Party ist dabei oftmals nur ein Nebenprodukt von erfolgreicher Netzwerkarbeit. Viele andere erfolgreiche Ergebnisse der Symbiose werden von der Öffentlichkeit nur noch nicht so wahrgenommen.

Was hebt die Symbiose denn von den vielen anderen elektronischen Partys in Marburg ab? Warum sollte man auf jeden Fall vorbeischauen?

Der Kerngedanke. Bei der Symbiose werden unterschiedliche Musikstile von verschiedenen Kollektiven in einer Location vereint. Dieses Konzept findet man in Marburg bisher in dieser Radikalität kein einziges Mal. Sowohl auf der ersten Party als auch auf dem Open Air war es sehr schön zu beobachten, inwieweit sich das Publikum vermischt hat und House Fans auf einmal zu Darkpsy tanzen oder Goa Hippies bei Dubstep die dicken Bässe feiern. Darüber hinaus wachsen die verschiedenen Kollektive beim Organisieren der gemeinsamen Party einfach zusammen und das merkt eben auch der Gast.

Du bist ja nun schon ein bisschen länger in Marburg. Hat sich die Feierkultur insgesamt gewandelt? Wie würdest du feiern gehen in der Vergangenheit und Gegenwart charakterisieren?

Ja, die Feierkultur hat sich deutlich geändert. Einerseits gibt es in Marburg derzeit eine sehr stark gefühlte Monokultur von Partys bei denen man wählen kann, ob man nun auf die Deep House Party mit Tech House Einschlag oder auf die Tech House Party mit Deep House Einflüssen gehen will. Andererseits ist die derzeitige Anzahl an verfügbaren Partys immens gestiegen. Durch die Möglichkeiten, die damals das Kult (heute Till Dawn) als reine Mietlocation geboten hat, waren zwar viel weniger, aber dafür auch viel abwechslungsreiche Partys möglich. Durch die eingeräumten Freiheiten in der damaligen Location konnten sich wirklich viele innovative Partys etablieren und boten dabei Nischenmusik. Genau diese Musik wird heute in Marburg vermisst! So widmen sich eben viele der Marburger Clubs eher kommerzielleren Musikrichtungen, wie 90er-Partys, Schlager-Partys, House-Partys usw. Lediglich auf manchen Veranstaltungen im Trauma kann man diese finden. Das ist wirklich sehr schade und fördert eben nicht die musikalische Vielfalt, die Marburg verdient und braucht!

Wie ist deine Prognose für die Zukunft in Bezug auf das Feiern in Marburg? Elektronische Musik ist hier ja breit vertreten, denkst du, das ist (wieder) nur ein Trend? Was kommt danach?

Ich denke, dass elektronische Musik weiterhin sehr populär sein wird. Sie wird sogar noch an Popularität gewinnen. Wie genau die Entwicklung dieser Musik aussehen wird, ist dabei allerdings fraglich. Also ob es noch weiter kommerzialisiert wird, wie es derzeit schon in vielen Bereichen, zum Beispiel EDM oder House Musik, zu sehen ist, oder aber ob dieser Trend durchbrochen wird und wieder Raum für etwas ganz neues und innovatives bietet. Ich hoffe auf jeden Fall für Marburg, dass die Vielfalt wieder zunimmt und mehr Musikstile auf Partys gespielt werden. Denn eine Monokultur bewirkt Stagnation und führt nur selten zu einer Innovation.

BOCK? Die zweite Symbiose findet am 26.02.2016 im TillDawn statt. Hier gehts zur Facebookveranstaltung. Bei der BASSMUSIK im Cage spielen: Guusbert, AdT, Basspenetrators, MC Mar C, Zet und Janeway. Auf dem DINGSBUMS-Mainfloor Smoker’s Delight, Phillip Zappl, Michael Turecki und im ENTER THE VOID- Bassground Astronom, Spontanius, Voidscream, ICD-10, Nachtalb und Bionic Specter. Der Eintritt kostet 9 Euro, los geht’s um 22 Uhr.

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