Sneak Review #119: Halaleluja – Iren sind menschlich!

Sneak Review #119: Halaleluja – Iren sind menschlich!

Eine gestörte Vater-SohnBeziehung trifft auf kulturelle Konflikte in einer irischen Kleinstadt. Alles gewürzt mit einer Prise schwarzem Humor, verspricht einen lustigen Kinoabend. Diese Woche in der Sneak „Halaleluja – Iren sind menschlich!“, eine Komödie von Conor McDermottroe.

Unter dem Film mit dem, ehrlich gesagt, sehr merkwürdigen Namen konnten sich die wenigsten Besucher etwas vorstellen. Umso positiver überrascht waren die meisten dann aber vom gut abgestimmten Humor und der eigenwilligen, aber trotzdem nicht zu neuartigen Story.

Nicht noch ein Coming of Age Film

Der junge Raghdan (Nikesh Patel) ist vor seinem Vater zu seinem Onkel in eine irische Kleinstadt geflohen. Sein Vater Aziz (Art Malik) pocht auf seine indisch-muslimische Traditionen und wollte Raghdan mit einer, seiner eigenen Aussage nach, sehr hässlichen Cousine verheiraten. In der neuen Stadt lernt er dann seine Freundin Meave (Sarah Bolger) kennen, mit der er bald darauf beschließt, die Welt zu bereisen. Soweit so gut, wären da nicht Meaves aufdringlicher Exfreund Jasper (David Kross) und natürlich Raghdans Vater. Dieser beschließt, das örtliche Schlachtereigelände aufzukaufen und es zu einer Halalschlachterei umzuwandeln.

Die Handlung ist zunächst sehr vorhersehbar. Wir sehen uns mit einem typischen Vater-Sohn-Koflikt konfrontiert und erleben Raghdan als jungen Erwachsenen, der aus der Kleinstadtwelt ausbrechen will. Beigemischt wird dem noch der Konflikt zwischen den vertetenen Kulturen. Doch der Film wird dort besonders, wo der standardisierte Handlungsstrang und die 0815-Witze aufhören. Die Charaktäre sind fehlbar und reflektieren ihre Entscheidungen. Es gibt zwar einen großen, übergreifenden Konflikt, aber es werden auch immer wieder kleinere Differenzen thematisiert. Mal sind es offensichtliche Konflikte, wie die Eifersucht von Raghdan auf Maeves Exfreund Jasper. Dann sind es wieder versteckte Anspielungen, wie beispielsweise die Krise von Maeves Vater, die er selbst auf die Zuwanderung bezieht. Dabei nimmt der Film kein Blatt vor den Mund. Vorurteile werden über schwarzen Humor angesprochen, gleichzeitig verhandelt und revidiert.

„Ich schaffe es noch nichtmal mehr wegzurennen“

Trotz aller Witze behandelt der Film auch ernste Themen. Raghdan stellt seine eigene Identität infrage. Dabei ist es nicht seine Herkunft oder die kulturellen Unterschiede, die ihn belasten. Es sind die Beziehungen und seine Lebensträume, die er letztendlich nur selbst ergründen kann. Will er seinen großen Traum verwirklichen, muss er seine Familie, seine Freunde und seine große Liebe zurücklassen. Es wäre alles so einfach, wenn die Welt wirklich so schwarz-weiß wäre, wie er zunächst annimmt. Doch er muss lernen, dass alles zurückzulassen nicht immer die Lösung sein muss.

„Halaleluja – Iren sind menschlich!“ ist keine typische Komödie mit einem großen Konflikt, der sich am Ende in Wohlgefallen auflöst. Er wirft viele Konflikte auf, die auch nicht alle aufgelöst werden können. Er ist nah an der Lebenswirklichkeit und bringt uns komplexe Charaktäre nahe, die ihren ganz eigenen Charme entwickeln. Gerade weil der Film so viele Themen aufwirft, kann er mittendrin etwas langatmig wirken. Dennoch trösten auch die wunderschönen Landschaftsaufnahmen Irlands und das Herzblut der Schauspieler darüber hinweg. Zuschauer jeden Alters werden dem Film etwas abgewinnen können.

„Halaleluja – Iren sind menschlich!“ startet ab dem 21. Juni in den deutschen Kinos.

FOTO: Element Pictures Distribution

 


Ressortleitung Campus. Studiert "Kunst, Musik und Medien" und hat deshalb das Triangelspielen perfektioniert. Wenn sie nicht gerade in einen Tagtraum versunken ist, überlegt sie sich, was sie heute Abend essen möchte.

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