Sneak Review #122 – Sicario 2
Mit „Sicario 2“ lief diese Woche eine Fortsetzung in der Sneak. Ob der Film von Stefano Sollima an den preisgekrönten „Sicario“ von Denis Villeneuve anknüpfen kann, erfahrt ihr hier.
Schon seit einiger Zeit ist das Schmuggeln von Menschen über die USA-Mexiko-Grenze eine der Hauptaktivitäten von mexikanischen Kartellen. Nach einem verheerenden Selbstmordattentat in Kansas City, bekommt der CIA-Offizier Matt Graver (Josh Brolin) von der Regierung die Erlaubnis mit harten Maßnahmen gegen diese Praxis vorzugehen. Zusammen mit seiner Truppe und dem Söldner Alejandro Gillick (Benicio del Toro) heckt er einen Plan aus, um einen Krieg zwischen den Kartellen anzustiften. Dafür entführen sie die Tochter (Isabela Moner) eines Kartellbosses. Doch die äußerst illegale Mission verläuft nicht wie geplant und droht aufzufliegen…
Gute Sequels – Schlechte Sequels
Kurz vorweg, die Handlung von „Sicario 2“ ist eigenständig und baut nur bedingt auf dem Film von 2015 auf. Zuschauer, die „Sicario“ noch nicht gesehen haben, können also bedenkenlos ins Kino gehen. Dennoch muss eine Fortsetzung, die auch als solche vermarktet wird, sich mit seinem Vorgänger messen lassen. Zumal „Sicario“ ein grandioser, in sich abgeschlossener Film ist, der keine Fortsetzung gebraucht hätte. Fakt ist aber auch: Wenn ein Film erfolgreich ist, wird es einen weiteren Film derselben Marke geben. Warum auch neue Projekte fördern, wenn man eine bereits etablierte und erfolgreiche Marke nutzen kann?
Wenig überraschend kommt „Sicario 2“ in keinem Belang an die Qualität des ersten Films heran. Ein schlechter Film ist er aber auch nicht. Das liegt vor allem daran, dass er nicht den Fehler vieler Fortsetzungen begeht: schneller, größer und härter als seine Vorgänger sein zu wollen. „Sicario 2“ probiert nicht, der Thematik noch einen draufzusetzen, sondern erzählt eine andere Geschichte mit einem anderen Fokus. Das tut dem Film gut.
Während „Sicario“ eine idealistische FBI-Agentin zur Hauptfigur hatte, mit der sich die Zuschauer identifizieren konnten, stehen hier mit Matt und Alejandro zwei brutale und skrupellosen Soldaten im Mittelpunkt. Josh Brolin, aber vor allem Benicio del Toro verkörpern ihre Rollen grandios.
Überforderung
Ob Islamischer Staat, somalische Piraterie, Afghanistankrieg, Kindersoldaten oder Menschenschmuggel: „Sicario 2“ ist vollgepackt mit Anspielungen auf sämtliche politische Konflikte und wirkt damit überladen. Nur wenige dieser Themen können angemessen behandelt werden, viele Konflikte fungieren als reine Stichwortgeber. Die Beschränkung auf ein zentrales Thema, etwa den Menschenschmuggel von Mexiko in die USA, hätte den Film übersichtlicher gemacht.
„Sicario 2“ verfolgt das Prinzip „Show, don’t tell“. Das heißt: Szenen, in denen der leitende Offizier seinen Soldaten den Einsatz erklärt gibt es nicht. Der Zuschauer muss sich den Sinn und Ablauf der Aktion selbst konstruieren, er ist ebenso wenig eingeweiht wie die Opfer des Einsatzes. Das erfordert kontinuierliches Mitdenken und sorgt an einigen Stellen für die Frage: Was genau machen die da überhaupt? Die Handlung wirkt durch dieses Prinzip nicht ganz rund und lässt die brutale Konsequenz, die „Sicario“ ausgezeichnet hat, missen. Das Ende wirkt künstlich hingebogen und teasert nebenbei für einen, bereits bestätigten, dritten Film der Reihe.
Bei aller Kritik muss man dem Film zugestehen, dass er es schafft über seine Lauflänge eine stimmige, sehr bedrückende Atmosphäre zu kreieren. Man weiß nie genau wie die Mission verlaufen wird, was als Nächstes kommt. Die Spannung bleibt den ganzen Film über erhalten. Punktuell wird der Film sehr brutal. Gnadenlose Erschießungen, Gewalt von Kindern ausgehend und auch Gewalt gegen Kinder wird explizit gezeigt. Vermutlich der Hauptgrund für die FSK-18-Freigabe.
„Sicario 2“ startet am 19. Juli in den deutschen Kinos.
FOTO: Sony Pictures