Sneak-Review #121 – Ein Lied in Gottes Ohr
Religionen spielen in unserem Leben eine große Rolle und nicht allzu selten geraten Menschen verschiedener Glaubensrichtungen aneinander. Mit „Ein Lied in Gottes Ohr“ greift Regisseur und Schauspieler Fabrice Éboué genau diese Thematik auf und webt sie in eine entspannt witzige aber dennoch provokante Komödie ein.
Der Musikproduzent Nicolas (Fabrice Éboué) steht vor der Wahl: Entweder bringt er innerhalb weniger Monate den nächsten großen Hit raus oder er muss sein Label aufgeben. Mithilfe seiner Assistentin Sabrina (Audrey Lamy) gelingt es ihm, eine Band aus drei Geistlichen zu formen, die ihm mehr Ärger, aber auch mehr Erfolg bringen als zuvor gedacht.
Treffen sich ein Priester, ein Rabbi und ein Imam…
Trotz vielem Suchen und einigen Enttäuschungen dauert es nicht lange, bis die Gruppe zusammengestellt ist. Sobald Nicolas die drei Männer aber zusammenbringt und sie Zeit miteinander verbringen fällt schnell auf, dass Pfarrer Benoit (Guillaume de Tonquédec), Rabbi Samuel (Jonathan Cohen) und Imam Moncef (Ramzy Bedia) nicht immer einer Meinung sind. Vor allem nicht dann, wenn es um Religion oder Vorurteile zwischen den Religionen geht.
Trotz der ständigen Meinungsverschiedenheiten zwischen den drei Himmelsdienern, kommen sie schnell zu dem Entschluss, dass sie als Gruppe für Einheit zwischen den drei Religionen stehen sollten. Nicolas hat ihnen mit der Gründung der Band „Koexistenz“ genau diese Tür geöffnet: Jetzt können sie mit Vorurteilen aufräumen und zeigen, dass man auch koexistieren kann. Einmal zusammengerauft und in aller Ruhe zusammengesetzt gelingt es ihnen dann auch ein passendes Lied zu schreiben, mit dem sie auf Tour gehen können. Der Rest ist Geschichte.
Von kulturellen Vorurteilen und religiösen Wespennestern
Um dem Film noch mehr Biss zu verleihen und nicht einfach drei Geistliche miteinander auf die Bühne zu schicken, setzt der Regisseur und Schauspieler Fabrice Éboué gezielt auf Witze, die gefährlich nahe an die tatsächlichen Vorurteile gegen die drei Religionen kommen und bleibt damit humorvoll aber provokant. Dann muss der Rabbi sich mal gegen den Pfarrer verteidigen, der Imam gegen den Rabbi und der Pfarrer gegen alle beide, sobald er als „Moralapostel“ beschuldigt wird. Darüber kann er selbst aber später lachen.
Dabei bleibt der Film ohne jede Aggression gegen eine bestimmt Religion und piesackt die eine Religion nicht mehr als eine andere. Schnell merkt man, dass keiner der der Geistlichen perfekt ist und auch Fehler machen wie wir anderen Normalsterblichen. Dann wird das Trink- und Rauchverhalten des Imams angesprochen, die fehlgeschlagene Beschneidung durch den Rabbi ins Lächerliche gezogen oder die zeitlich begrenzte Unschuld des Pfarrers humorvoll gefeiert.
„Ein Lied in Gottes Ohr“ ist eine unerwartet komische und angenehm provokante Komödie die eine Thematik aufgreift, die nicht immer gut in einen Film gewickelt werden kann. Dies hat Fabrice Éboué aber mit Bravour gemeistert. Wenn man von den ersten, eher holprigen Minuten, des Filmes absieht, ist es eine durch und durch gelungene Komödie die dauerhaft zum Lachen aber auch zum Nachdenken anregt, egal in wie viele Wespennester der Film letztendlich sticht.
Deutschlandweiter Start der Komödie ist der 26. Juli.
FOTO: Europacorp und Neue Visionen Filmverleih
Studiert "Sprache und Kommunikation" in Marburg und trinkt eindeutig viel zu viel Kaffee.