Sneak Review #144 – Robin Hood
Die dieswöchige Sneak brachte uns Otto Bathursts Neuverfilmung von „Robin Hood“ auf die Kinoleinwand. Ob der diesjährige Versuch, den Robin Hood aus unserer Kindheit wiederzubeleben, daneben ging oder nicht, lest ihr hier.
Dieses Jahr heißt unser Held aus dem Wald Robin von Loxley (Taron Egerton) und wohnt als wohlhabender Lord in Nottingham. Von Armut ist zu Beginn des Filmes wenig zu sehen und auch sein Privatleben mit Marian (Eve Hewson) läuft mehr als nur gut. Erst als er für einen Auslandseinsatz der britischen Armee eingezogen wird, verändert sich alles – sein Leben, und das der Menschen, die für ihn arbeiten. Im Ausland lernt er den uns gut bekannten „Little“ John (Jamie Foxx) kennen, der ihm später zurück nach England folgt. Ihre Mission, von den Reichen zu nehmen und es den Armen zu geben, ist, vor allem für John, angetrieben von Rachegelüsten und Wut.
Ein Robin wie jeder andere?
Robin Hood hatte über die Jahre viele Namen und noch mehr Gesichter. Neuverfilmungen sind niemals leicht, umso weniger, wenn bereits welche zuvor erschienen sind. Von dem typischen Robin Hood, hat Robin von Loxley einiges, jedoch nicht alles. Über den Film hinweg erinnern die Kleider der Charaktere an moderne Zeiten, manchmal auch an die Hunger Games. Robin ist reich und, nun ja, Kleider machen Leute, nicht wahr? Man sieht, dass er Geld hat. Seine spätere Mission, den Armen von den Reichen zu geben, scheint er zunächst auf die leichte Schulter zu nehmen. Seine Tarnung wird hier und da von ihm vergessen und so wirklich sieht man nur ein oder zwei Mal, wie er den Armen tatsächlich das Geld der Reichen überbringt. Die meiste Zeit verbringt er damit, das Bogenschießen zu trainieren oder damit, seine Identität als Robin Hood versteckt halten zu wollen, was ihm durch seinen Stand als Lord Loxley gelingt. Wer jetzt denkt, „das klingt doch nach Batman“, hat Recht. Nicht nur einmal sind hier Parallelen vorhanden. Auch sind Parallelen zwischen dem neuen Robin Hood und Assassin’s Creed zu erkennen, mehr offensichtlich als versteckt.
Krieg, Neuverfilmungen und die Gesetze der Physik
Möglicherweise liegt es daran, dass man zu Beginn davon ausgeht, dass eine Neuverfilmung von Robin Hood nicht gut gehen kann. Möglicherweise liegt es auch daran, dass dauerhaft Kriegszenen oder Explosionen zu sehen waren. Vielleicht sind es auch die Pferde, die, teils mit Kutschen, auf den aus Holz konstruierten Mienen gallopieren. Wie dem auch sei, die Szenen in dem Film passen nicht immer zusammen. Oft scheinen Kleidung und Szenerie nicht aus dem gleichen Jahrhundert zu sein, oder der unmaskierte Robin Hood galoppiert durch die Stadt und im Nachhinein weiß dennoch keiner, dass es sich dabei um Loxley handelt. Außer natürlich die Frau, die ihn liebt und es allein an seiner Stimme bemerkt. Logik und Physik haben hier kein Zuhause gefunden, das stört den Fluss der Story und macht es dem Film schwer, glaubhaft zu wirken.
Würde der Film nicht Robin Hood heißen, würde keiner auf die Idee kommen, dass er dem Märchen nachempfunden ist, oder sein soll. Dieser Robin verbringt mehr Zeit in der Wüste und im Dorf, als die zwei Minuten, die er sich im Wald aufhält. Er und John haben nicht das Wohl der Bevölkerung als Ansporn, von den Reichen zu klauen (zumindest nicht zu Beginn), sondern wollen Rache üben oder eine Frau zurück erobern. Als Actionfilm macht sich der neue Robin Hood recht gut, ab und zu ist er für einen Lacher zu haben, es wird viel mit Pfeil und Bogen geschossen und Dinge explodieren. Wer also Lust auf einen Actionfilm hat, der versucht, auf den uns bekannten Robin Hood anzuspielen, ist hier gut aufgehoben. Wer aber eine vielversprechende Neuverfilmung des geliebten Robin Hoods erwartet, wird enttäuscht werden.
„Robin Hood“ kommt am 10. Januar 2019 in die deutschen Kinos.
FOTO: Summit Lionsgate
Studiert "Sprache und Kommunikation" in Marburg und trinkt eindeutig viel zu viel Kaffee.