Sneak-Review #225: Knock at the Cabin

Sneak-Review #225: Knock at the Cabin

Credit: Universal Pictures

Die Sneak des Guten Geschmacks der Woche wurde mit den Worten ,,Der wird euch noch lange im Gedächtnis bleiben!‘‘ angekündigt. Konnte der Film dieses Versprechen halten? 

Eine Familie, eine Hütte im Wald und die Apokalypse

Knock at the Cabin ist ein US-amerikanischer Mystery-Horror Film, von M. Night Shyamalan, basierend auf dem Roman The Cabin at the End of the World von Paul Tremblay. Es werden der drohende Weltuntergang und ein schwules Paar thematisiert, welches mit dessen Tochter versucht, die Glaubwürdigkeit ihrer Peiniger zu hinterfragen. 

“My Heart Is Broken Because Of What I Have To Do Today.” 

Achtung, dieser Absatz enthält Spoiler!
Das Paar Eric (Jonathan Groff, bekannt aus Glee und Matrix Resuractions) und Andrew (Ben Aldridge) beschließt mit seiner Tochter Wen (Kristen Cui) eine Hütte im Wald für ein entspanntes Familienwoche zu mieten. Die Ruhe der Natur wird jedoch abrupt unterbrochen, als Wen bei unschuldigem Spielen im Freien von Leonard (Dave Bautista, bekannt aus Guardians oft the Galaxy) einem fremden, höflichen Mann begegnet. Dieser kündigt an, dass er sie und ihre Väter gerne kennenlernen möchte, jedoch besorgt sei über die Dinge, die auf das bevorstehende Treffen folgen. Das Mädchen flieht und warnt ihre Väter, welche die Hütte von innen absperren.

Drei weitere Personen gesellen sich zu Leonard und folgen ihm, um bewaffnet mit umfunktionierten Werkzeugen wie Spitzhacke und Axt das Häuschen zu stürmen, in welcher sich die kleine Familie verbarrikadiert hat. Den Fremden gelingt es schnell, in die Waldhütte einzudringen, die Väter zu überwältigen und zu fesseln. In dieser hilflosen Situation gefangen, erklären die Peinigenden, dass das Paar die Entscheidung zu treffen habe, wer aus ihrer Familie geopfert werden müsse, um die bevorstehende Apokalypse zu verhindern.

Die gesamte Zeit treten die Eindringlinge vorherrschend einfühlsam und emotional auf. Sie rechtfertigen ihre Handlungen durch Visionen, welche ihnen gemeinsam durch eine nicht weiter benannte höhere Macht zur Verfügung gestellt wurden, um die Menschheit zu retten. Auch sie selbst müssten sich opfern, um dieser Bestimmung gerecht zu werden. In nahezu rastloser Aneinanderreihung von Gewalt und Kampf wird nach und nach dargestellt, welche Auswirkungen die Handlungen der Einzelnen auf die Situation der Erdbevölkerung haben. 

Der Wrestler und der Zauberer 

Dave Bautista wird hier der Rolle des gutmütigen Softies im Körper eines Profi-Wrestlers ebenso gerecht, wie er diesen Charakter bereits in Guardians oft the Galaxy für sich gesichert hat. Die Dichotomie zwischen der treuen Seele eines Lehrers und dem harten Auftreten eines Entführers bilden bereits in der ersten Begegnung mit dieser Figur ein ambivalentes Bild der Persönlichkeit. Zuschauende können bis zum Schluss nicht sicher sein, inwiefern er vertrauenswürdig ist oder sein Erscheinungsbild Recht behält. Auch Rupert Grint entspricht der Figur des Redmond, dem einzigen scheinbar böswilligen der vier Entführer. Hier wird deutlich, dass der britische Schauspieler seiner Rolle des unbeholfenen Ron Weasley aus Harry Potter endgültig entwachsen ist. 

Religiöser Heteroseximus im Speckmantel 

Die Produktion basiert auf dem 2018 erschienenen Roman von Paul Tremblay, The Cabin at the End of the World, welcher 2019 mit dem Bram Stoker Award der Horror Writers Association als bester Roman ausgezeichnet wurde. Bereits Ende 2017, also vor offizieller Veröffentlichung, wurden potenzielle Filmrechte an die US-amerikanische Gesellschaft FilmNation Entertainment abgetreten, diese musste aber Stillschweigen bewahren. 

Der Roman beschreibt, wie auch vom Film adaptiert, eine Gruppe von einer höheren, göttlichen Macht beauftragter Söldner, die als apokalyptische Reiter auftreten, um den Untergang der Welt entweder zu verhindern oder einzuleiten. Dies hängt von den Entscheidungen des Ehepaares ab. 

Damit die Menschheit überleben kann, muss also ein homosexuelles Paar seine Liebe opfern, damit eine Welt gerettet wird, die es ihnen nicht immer leicht gemacht hat. Eine Metapher für durch Religion gerechtfertigte Feindlichkeit gegenüber gleichgeschlechtlicher Liebe – oder nur Zufall? 

Im Roman wird zuletzt offengelassen, ob die Visionen der Eindringlinge reine Illusion oder Realität sind, zudem endet die Geschichte weitaus tragischer als im Film. Die Entscheidung, auf diese Offenheit und das mehr als tragische Ende in der Verfilmung zu verzichten, soll wohl die Dramatik eindämmen und Raum für ein optimistisches Ende lassen, aber auch mögliche vorgeworfene Religionskritik schmälern. 

Dieser Film glänzt trotz etwas enttäuschendem Ausklang mit seinen Sinnbildern und hohem Deutungspotenzial. Die Eindringlinge stellen nicht bloß die Reiter der Apokalypse dar, sondern verkörpern auch die Aspekte der Menschheit, was den Zuschauenden auch über den Film hinaus zum Denken und Hinterfragen anregt. Über einen guten Soundtrack, bestehend aus Musik in einer verschmelzenden Kombination mit Windgeräuschen und Stille und einer aussagekräftigen Kameraführung, voll stummer Bilder und Close-Ups, führt das Aufzeigen der fünf Elemente in Form von brennender Erde, Regen und Sturm die Komposition zu ihrem Ende. Alles in allem ein Film voller ausdrucksstarker Bilder, guter Rollenbesetzung, mit einem vielversprechenden und mal etwas anderen Plot – das offene Ende des Originals bleibt jedoch aus. Es hätte sich hier vielleicht gelohnt, dem Roman treuer zu bleiben. 

Die Zuschauenden haben ihn angemessener Weise zu 69% positiv und 31% negativ bewertet. 

Der Film ist seit dem 16. Februar in den deutschen Kinos. 

(Lektoriert von maw, let und hab.)

Seit Anfang 2023 Mitglied der Redaktion und schreibt gerne über alles, was politisch, albern oder am besten beides ist.
Nichtraucherin und vegan, in beidem jedoch erfolglos.

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