Sneak-Review #32: Wie Männer über Frauen reden
Und auch diese Woche fragen wir wieder: Haben sich die vier Euro Eintritt gelohnt oder wäre das Geld in ein Sixpack kaltes Bier an der Lahn besser investiert gewesen? Diesen Dienstag in der Sneak: Die Komödie „Wie Männer über Frauen reden“, ein deutscher und durch Crowdfunding finanzierter Film von Henrik Regel.
Mensch nehme einen Freundeskreis von Mittvierzigern im Berliner Kiez. Vermenge ihn mit tonnenweise Sex und einem Schwung postkoitaler Verwirrung. Dazu füge mensch noch eine gute Prise Berliner Szenemusik und garniere es zuletzt mit dem Anspruch, aus jeder Szene einen witzigen Sketch machen zu wollen. Das ist das Rezept, mit dem die Brüder Carsten Regel (Drehbuch) und Henrik Regel (Regie) dem Genre der „Männer vs. Frauen-Odysseen der verirrten Herzen“ ein weiteres Kapitel hinzufügen wollen. Hebt sich das Ergebnis von der Landschaft des deutschen Kinos ab? Ja nun…
Uralte Problematik, viel nackte Haut und unwichtige Protagonisten
Die Handlung ist kurz zusammengefasst: Der Freundeskreis hat die besten Jahre so langsam hinter sich. Die einzige Frau, Tine (Ellenie González), wartet immer noch „vollkommen unvoreingenommen“ – ironische Meinung ihres besten Freundes Frankies – auf ihre große heiratsfähige Liebe und sucht diese eher dilettantisch (Speed- und Onlinedating) als erfolgreich (sie ist noch Single). Im Gegensatz dazu frönt der DJ der Stammkneipe (Oliver Korittke) lieber zusammen mit dem Barmann Frankie, überzeugend gespielt von Barnaby Metschurat, mit 20-Jährigen der Promiskuität und ernährt sich von Zoten, Bier und Döner. Des DJs 21-jähriger Sohn Martini (Frederick Lau) spielt als junger Romantiker eine gefühlt unbedeutende Hauptrolle, genau wie Kumpel Marco (Kida Khodr Ramadan). Letzterer steckt nach drei Jahren fester Bindung in der Hölle des ehelichen Alltags und ist alles, was DJ und Frankie nicht werden wollen. Die Handlung plätschert vor sich hin, bis Frankie und Tine im Bett landen und auf einmal die Frage im Raum steht, ob sie das Objekt der erotischen Erfüllung nicht die ganze Zeit schon vor der Nase hatten. Spoiler: Der Film endet genauso, wie ihr es nun erwartet. Natürlich wird auch eine Person des Freundeskreises unter Drogen gesetzt und ausgenutzt. Who would have thought of that?
Der größtenteils durch Crowdfunding finanzierte Film abzüglich der Zoten wäre nicht viel mehr als eine typische Herzschmerzkomödie mit mehr Promiskuität und dem Arm-aber-sexy-Charme der Hauptstadt. Die ersten 15 Minuten bestehen allein aus billigem 08/15-Sexismus und wenig reflektiertem Genöle über das böse andere Geschlecht – klar sollte der Film eingangs das Problem der Handlung erklären, aber ginge das nicht ein bisschen anspruchsvoller? Die Entwicklung des Films ist ab dem ersten Sex vorhersehbar und lässt nicht viel Spielraum für einen großen Plot-Twist oder gar eine Entwicklung der Charaktere. Diese scheinen mehr wie hobbylose Hüllen auf Ficksuche (denn darum geht es de facto in dem Film) als Menschen mit Zielen und Träumen. Intellekt lässt der Film ebenso vermissen wie Originalität in der Handlung oder Charaktere mit jeglichem Tiefgang. Toll an dem Film ist aber zum einen die Situationskomik, die über den Verlauf des Films verzweifelt versucht, die flache Handlung zu kaschieren und dies sogar manchmal schafft. Das andere ist die Filmmusik: Peter Fox und Romano steuern den wunderbar passenden Soundtrack bei, sodass der Film zumindest auditiv alles andere als eine Enttäuschung ist.
Einfallslose Handlung vs. köstlicher Slapstick
Direkt nach Schluss hatte mir der Film noch ganz gut gefallen. Doch je mehr ich über den Film nachdachte, desto mehr Minuspunkte fielen mir ein. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass mich romantische Einzelschicksale in Fernsehen und Kino nicht interessieren. Für mich waren die Eltern dieses Subgenres, etwa „Sex and the City“, seit jeher der Inbegriff meiner cineastischen Gleichgültigkeit – und davon bildet auch „Wie Männer über Frauen reden“ keine Ausnahme.
Nicht mal eine Prügelei kam vor, und was ist eine vor Testosteron und Zoten strotzende Romantikkomödie ohne einen Faustkampf zwischen echten Männern um die Frau der Begierde? Menschen in ihren 40ern, die die Berliner Szene leben und an Wochenenden in Kneipen mit lauter und schlechter Elektromucke ihre sexuelle Erfüllung suchen, kommen bei dem Film wohl auf die Kosten. Mich konnte der Streifen nicht allzu sehr begeistern. Die zuweilen köstliche Situationskomik kann die eindimensionale Handlung und die nulldimensionalen Charaktere leider nicht kompensieren. Wenigstens war die Musik geil.
„Wie Männer über Frauen reden“ kommt am 12. Mai in die deutschen Kinos.
FOTO: NFP/Warner
Als Science Guy zuständig fürs Wissenschaftsressort bei PHILIPP und studiert gerade Physik.
Liebt schottische Single Malts, Kafka und alles, was irgendwie mit Astronomie zu tun hat.