Was uns die Bundestagswahl über Marburg verrät

Die Wahl ist gelaufen. Warum das scheiße ist, kannst du an vielen Orten nachlesen. Warum darin auch eine Chance liegt, habe ich hier aufgeschrieben. Doch was erzählt uns die Bundestagswahl über unsere Stadt? Und was bedeutet sie für uns?

Zunächst einmal im Überblick

Die Wahlbeteiligung lag im Landkreis Marburg-Biedenkopf bei 77,7 Prozent. Das ist eine Veränderung von +6,8 Prozentpunkten im Vergleich zur Bundestagswahl 2013. Sie liegt 1,5 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.
Sören Bartol (SPD) gewinnt das Direktmandat für den Wahlkreis Marburg-Biedenkopf mit 35,7 Prozent. Ein knappes Ergebnis. Sein Herausforderer der CDU, Dr. Stefan Heck, kam auf 33,4 Prozent.
In der Stadt Marburg gewinnt die CDU »nur« mit 24,9 Prozent, wird aber auch hier stärkste Kraft.
Anders als in der Stadt Marburg wird im gesamten Landkreis Marburg-Biedenkopf die AfD mit 11,5 Prozent die drittstärkste Kraft. In der Stadt Marburg kommt sie nur, aber eben auch, auf 7 Prozent.
Große Verliererinnen der Wahl sind die CDU und die SPD. Sie verlieren im gesamten Landkreis beide um die 7 Prozent, die Grünen verlieren 1,2 Prozent. Große Gewinnerinnen sind die FDP (+ 4,7 %), die Linke (+ 3,4 %) und die AfD (+ 6,9 %).

Die Parteien im Überblick

Besonders stark ist die AfD in Marburg-Stadt auf dem Richtsberg. Hier kommt sie auf 25 Prozent. Ihr schlechtestes Ergebnis erhählt sie in der Oberstadt und im Campusviertel. Dort kommt sie auf durchschnittlich 3 Prozet.
Wesentlich stärker als im bundesdeutschen Durchschnitt ist in Marburg-Stadt die Linke. In der Oberstadt wird sie gewählt wie eine Volkspartei (31 %). Wirklich schlecht schneidet sie nur auf dem Land ab, wie in Hermershausen. Aber auch hier kommt sie noch auf 7,4 Prozent. Hervorzuheben ist die Direktkandidatin Elisabeth Kula. Im Vergleich zur Wahl im Jahr 2013 hat sie ganz schön abgeräumt: Während Janis Ehling 2013 noch 7,4 Prozent auf sich vereinen konnte, schaffte Kuhla es in diesem Jahr auf 8,2 Prozent im Landkreis und in Marburg-Stadt sogar auf 13,2 Prozent.
Die SPD kommt in Marburg-Stadt im Mittel auch auf ihr bundesdeutsches Ergebnis. Ausreißer nach oben sind Ockershausen mit Werten über 25 Prozent, Ausreißer nach unten die Oberstadt, hier kommt sie auf deutlich unter 20 Prozent. Als Direktkandidat zieht, wie oben erwähnt, Sören Bartol in den Bundestag ein.
Die CDU wird in Marburg-Stadt deutlich weniger als im bundesdeutschen Durchsschnitt gewählt. Am stärksten ist sie in Schröck (41 %) und bei Briefwählern (36 %).
Die FDP ist am stärksten in Grassenberg (15,8 %), am schwächsten am oberen Richtsberg (3,2 %).
Die Grünen kommen im Südviertel auf 27 %, ihr stärkstes Ergebnis. Am schwächsten sind sie in Dilschhausen (3,2 %) und am unteren Richtsberg (6,2 %)
Die PARTEI hat auch abgeräumt. In der Oberstadt schafft sie mit 4 Prozent fast die Fünfprozenthürde.

Und das heißt jetzt?

Mit 22,6 Prozent für die SPD, 16,4 Prozent für Die Linke und 15,6 Prozent für die Grünen stimmen die Bürger:innen der Stadt Marburg trotzdem klar für ein Rot-Rot-Grünes Bündnis. Das linke Spektrum ist in Marburg damit je nach Lesart noch zersplitterter/stärker als im Rest der Republik, kommt dafür aber auf eine deutliche Mehrheit.
Trotzdem: Auch Jamaica oder eine GroKo kämen in unserer Unistadt auf eine Mehrheit. Egal was im Bund also passiert, auch in Marburg wären die Mehrheitsverhältnisse abgebildet.
Die Ergebnisse in der Stadt Marburg und dem gesamten Landkreis unterscheiden sich deutlich. Im Landkreis Marburg-Biedenkopf ist die rechtsextreme AfD ganze 4 Prozent stärker als in der Stadt Marburg. Trotzdem. Auch in unserem »linken« Marburg ist sie eine Kraft. Und das vor allem dank Wähler:innen aus den sozial schwächeren Wohngegenden, wie dem Richtsberg und dem Waldtal. Marburg ist also bei weitem kein gallisches Dorf.

Quellen
BTW17 Erststimme Marburg-Stadt
BTW17 Zweistimme Marburg-Stadt
BTW17 Erststimme Landkreis Marburg-Biedenkopf
BTW17 Zweistimme Landkreis Marburg-Biedenkopf
BTW13 Erststimme Marburg-Stadt
BTW13 Zweitstimme Marburg-Stadt
BTW13 Erststimme Landkreis Marburg-Biedenkopf
BTW13 Zweitstimme Landkreis Marburg-Biedenkopf