Sneak Review #125: Safari – Match me if you can
Der Sommer ist am Höhepunkt. Alle schwitzen und sind launisch. Was könnte da besser passen, als ein Besuch im klimatisierten Kino? Der Film der dieswöchigen Sneak greift genau diese Stimmung auf. Mit „Safari: Match me if you can“ lief eine deutsche Komödie von Regisseur Rudi Gaul über zwischenmenschliche Wärme und die Suche nach dem Höhepunkt.
Als sich uns Zuschauern offenbart, welcher Film heute läuft, waren viele zunächst skeptisch aber auch gespannt. Was kann ein deutscher Film, der sich mit Dating-Apps und der Nutzung dieser innerhalb verschiedener Generationen auseinandersetzt? In Erwartung, überzeichneten Figuren junger Menschen, veraltetem Slang und abgenutzten Gags zu begegnen, zeigte „Safari“, dass die deutsche Komödie auch anders kann.
Auf der Suche nach der großen Liebe?
Im Mittelpunkt des Films steht die fiktive Datingapp „Safari“. Die Nutzer der App ordnen sich selbst einem Tier zu, mit dem sie sich am ehesten identifizieren. Der Zuschauer begegnet einigen stereotypischen Figuren, die ihre Matches treffen. Der Film ist in Episoden gegliedert, die die einzelnen Treffen zeigen. Wir sehen beispielsweise die scheinbar perfekte, püppchenhafte Fitnessbloggerin Lara (Elisa Schott). Sie predigt öffentlich Enthaltsamkeit, aber schmeißt sich dann Nachts Pillen ein und sucht nach One-Night Stands über „Safari“. Sie fällt auf den vermeintlichen Piloten Harry (Justus Dohnányi) herein, der ihr das Blaue vom Himmel verspricht und sie mit nach Kanada in seine Holzhütte mitnehmen will. Harry ist aber eigentlich ein verheirateter Mann, der für die Münchener Verkehrsbetriebe arbeitet.
Im weiteren Verlauf begegnet der Zuschauer neuen Figuren, die den Querschnitt der typischen Nutzer von Dating Apps abbilden. Sie alle haben unterschiedliche Absichten und Herangehensweisen an das Daten über die App. Was aber schnell deutlich wird ist, dass diejenigen, die nach der großen Liebe suchen, schnell enttäuscht werden. Die meisten Treffen sind zunächst eigenartig wirkende Sexdates, bei denen viel schiefgeht. Die meisten Zuschauer im Kino mussten über die Patzer der Protagonisten lachen. Einige Situationen wie die Unsicherheit vor dem ersten Mal oder die Fremdscham verursachende Situation vor dem Sex mit dem One-Night-Stand sind nachvollziehbar. Die Charaktäre sind alle unperfekt und ihren Selbstzweifeln ausgesetzt. Sie lachen selbst über sich, weshalb es einem leicht fällt, mit ihnen zu lachen.
Und mehr nicht?
Das episodenartige Konzept des Filmes lockert die Story auf. Er folgt den verschiedenen Figuren auf ihrem Weg und erzählt das, was nötig ist. Hinzu kommen unzählige ausführliche Sexszenen. Der englische Begriff „Sexposition“, der sich aus den Worten „Sex“ und „Exposition“ zusammensetzt, beschreibt die Story des Films ganz gut. Weniger davon hätte der Handlung sicher gut getan. Dennoch bildet der Film eine authentische Bandbreite an Persönlichkeiten ab, sodass sich der Zuschauer sicher mit einer Figur und ihrem Handeln identifizieren kann. Außerdem wird die Diversität unserer Gesellschaft in die Story miteinbezogen. Trotz der Bemühungen, verschiedene Nationalitäten und auch sexuelle Orientierungen abzubilden, fallen diese Themen meist klischeehaften Gags zum Opfer.
Während man über einige Witze und gut platzierte Gags wirklich lachen kann, kommt der Film über stereotypische Kommentare nicht umhin. So muss sich der Pick-Up Artist Arif (Patrick Abozen) als Araber von seinem schockverliebten und sich verzweifelt nach einer Familie sehnenden Date Fanny (Friederike Kemper) die Frage gefallen lassen, ob sie bei einer Beziehung denn jetzt zum Islam konvertieren müsse. Wenn man von diesen Sprüchen mal absieht, hat der Film aber einen Nerv im Publikum getroffen. In Kino 4 gab es viele Lacher und zufriedene Zuschauer. Selbst die jüngeren Charaktäre sind für einen deutschen Film relativ realitätsnah gezeichnet. Gut, okay anscheinend verwenden die Anfangs- und Mittzwanziger nur unverständliche Anglizismen im Stil von „Du bist voll low, du beta sucker!“. Aber das ist zumindest besser als ein ewig nuschelnder Til Schweiger, der hier übrigens nicht mitspielt. Yay!
„Safari-Match me if you can“ kommt am 30. August in die deutschen Kinos.
https://www.youtube.com/watch?v=Wa_m-QWtT7A
FOTO: Concorde Filmverleih
Ressortleitung Campus. Studiert "Kunst, Musik und Medien" und hat deshalb das Triangelspielen perfektioniert. Wenn sie nicht gerade in einen Tagtraum versunken ist, überlegt sie sich, was sie heute Abend essen möchte.