Feminismus statt Faschismus: Demo zum Feministischen Kampftag

Feminismus statt Faschismus: Demo zum Feministischen Kampftag

Bild: Laura Schiller

Triggerwarnung: Erwähnungen von (sexualisierter) Gewalt, Krieg und Queerfeindlichkeit

Am 8. März war Internationaler Frauentag, der allerdings im feministischen Diskurs Deutschlands als „Feministischer Kampftag“ bezeichnet wird. Bei einer Demo am Samstag wurde klar, warum sich diese Bezeichnung besser eignet – denn es gibt noch viel zu tun für die Gleichstellung von FLINTA*-Personen in der Gesellschaft.

Die Demonstration ging um 17 Uhr am Hauptbahnhof los und zog durch die Stadt bis zum Elisabeth-Blochmann-Platz (Nähe Erlenring). Es wurde an vier Stationen Halt gemacht, an denen jeweils viele Beiträge von FLINTA*-Personen eingebracht wurden. Deswegen endete die Veranstaltung auch erst drei Stunden später.

Etwa 800 Leute kamen bei der Demonstration zusammen. Es wurde gebeten, grüne Sachen zu tragen und im Vorhinein wurden grüne Tücher verteilt, um Solidarität mit den argentinischen Abuelas de Plaza de Mayo zu zeigen. Diese Nichtregierungsorganisation möchte während der Militärdiktatur zwangsadoptierte Kinder zu ihren Familien zurückführen. Außerdem setzt sie sich für die Legalisierung von Abtreibung ein. Durch das Tragen grüner Halstücher soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass insbesondere in Argentinien aber auch anderen Teilen Latein- und Südamerikas die Abtreibungsrechte in Gefahr sind. Grün ist in Argentinien eine Farbe ohne Partei und ein Symbol für das Leben, denn auch Befürworter*innen des Rechts auf Abtreibung seien für das Leben.

Die vielen Redebeiträge machten deutlich, wie großflächig und intersektional die Ziele der feministischen Bewegung sind. Es wurde auf die Gefahren des Faschismus aufmerksam gemacht, und darauf, dass das Selbstbestimmungsgesetz durch die kommende CDU-Regierung wieder in Gefahr sei. Ob Deutschland, USA oder Argentinien, überall gäbe es „denselben beschissenen Antifeminismus“.

Zwei Redebeiträge bezogen sich auf die Diskriminierung von trans Personen, insbesondere trans Frauen. Die Gewalt gegen trans Frauen habe sich in den letzten Jahren verdreifacht. Immernoch gäbe es viele transexklusive und transfeindliche Feminist*innen, die sich hinter Ausreden und Lügen verstecken, wie zum Beispiel, dass Räume für Frauen durch trans Menschen gefährdet werden würden. Aber Feminismus muss inklusiv sein und steht für die Gleichstellung aller Geschlechter, weswegen sich auch dafür ausgesprochen wurde, dass die Rechte von trans Personen bei den Koalitionsgesprächen nicht zur Debatte stehen dürfen.

Es wurde auch auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam gemacht. Im letzten Jahr habe es 52.300 Fälle sexualisierter Gewalt gegen Frauen gegeben – durchschnittlich 140 pro Tag. Die Dunkelziffer sei dabei wahrscheinlich noch viel höher. Doch die Union habe einem Gesetzesantrag zur finanziellen Förderung von Frauenhaus-Einrichtungen nur mit starken Änderungen zugestimmt. Trans Frauen, queere Personen und Geflüchtete hätten immernoch keinen oder nur erschwerten Zugang zu solchen Institutionen. Gewalt gegen Frauen sei ein zentraler Mechanismus des Patriarchats, um Frauen zu kontrollieren und auszubeuten. Das Problem sei kein vereinzeltes, sondern ein strukturelles und das Patriarchat solle durch Streiks an seiner Wurzel angegriffen werden – denn Emanzipation komme durch Kampf und „unser Kampf beginnt dort, wo wir gemeinsam handeln“.

Auch Geflüchtete und FLINTA*-Personen in Kriegsgebieten sind durch geschlechtsbezogene Gewalt gefährdet – oft ist es sogar ein Fluchtgrund. Sie sind Opfer von unmenschlicher Gewalt und menschenverachtenden Bedingungen – Mütter verlieren ihre Kinder, Mädchen ihre Rechte. Auch mit ihnen solle sich der Feminismus solidarisch zeigen, denn ein exklusiver Feminismus oder einer, der sich nur auf weiße cis Frauen beziehe, sei kein echter Feminismus.

Die Veranstaltung schloss mit einer Performance, bei der einige junge FLINTA*-Personen Porträts von Merz, Musk, Trump und Milei mit Symbolen und Worten wie „Violence“, „Descoloníza“, „Resiliencia“, „Macht“, „Resistencia“, „Solidarität“ und „Arschloch“ bemalten. Dazu wurden die Kampfansagen und Ziele des Feminismus vorgelesen, bevor am Ende die Künstler*innen laut jubelnd, singend und sich umarmend auf den bemalten Gesichtern herumtanzten.

Die Stimmung war durchweg sehr aufgeladen und laut. Die Lautsprecher für die Kundgebungen und Einspieler waren maximal aufgedreht und als der Demo-Zug in Bewegung war, gab es keinen Moment, an dem nicht an irgendeiner Stelle Sprechchöre und Parolen zu hören waren. Aus dem Parkhaus am Pilgrimstein wurde ein großes Banner sowie grüne und lila Rauchbomben gehalten, was von lautem Jubel begleitet wurde. Dass eine der Hauptverkehrsstraßen so großflächig abgesperrt war, um so viele Leute zusammenbringen zu können, zeigt jedenfalls, dass die feministische Bewegung standhaft bleibt und weiterkämpfen wird.

(Lektoriert von ans und jub.)

schiller

ist 24 Jahre alt und studiert Literaturvermittlung in den Medien, sieht sich selbst aber immernoch als Anglistin. Sie weiß nichts über vieles, aber alles über Jane Austen. Seit November 2024 in der Chefredaktion tätig.

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