Die AfD im Landtag: Sprachlosigkeit, wenn Schreien angesagt wäre

Die AfD im Landtag: Sprachlosigkeit, wenn Schreien angesagt wäre

Collage: Annabell Sent

Ich bin sprachlos und trotzdem drängt sich mir dieser Artikel auf: Mir drängt sich auf, meine Sprachlosigkeit in Worte zu fassen. Die AfD hat jetzt also über 18% im hessischen Landtag erreicht und ist damit zweitstärkste Kraft in Hessen – direkt nach der CDU, die mittlerweile auch Flügel hat, die „Werte“ der AfD vertreten, aber eben in schwarz. Die einzig gute Nachricht ist, dass die FDP einen ordentlichen Dämpfer auf ganzer Linie bekommen hat… Immerhin. Auch, wenn die Partei selbst behauptet, es läge nicht an ihnen, sondern an der Ampel im Allgemeinen – natürlich. 

Die Wahlergebnisse machen mir Angst. Mir macht Angst, dass anscheinend immer mehr Menschen das Vertrauen in unsere Demokratie verlieren, dass Menschen allen Ernstes eine Partei wählen, die in ihrem Wahlprogramm wortwörtlich stehen hat, dass es den Klimawandel nicht gibt. Es gebe „keinen Grund zum Alarmismus“.

Es macht mir Angst, dass die Demokratie auf so wackligen Beinen steht. Dass vielen Menschen anscheinend nicht klar ist, wie wertvoll und eben nicht selbstverständlich sie ist. 

Schweigen ist ein Privileg. Wer für nichts aufstehen, um nichts kämpfen, für nichts laut werden muss – der lebt sämtliche Privilegien.

Diese Wahl jedoch zeigt, dass wir als Gesellschaft unsere Demokratie permanent verteidigen müssen, dass sie nichts ist, das einfach so bleibt – vor allem nicht in einer von Krisen geschüttelten Gesellschaft. „Faschismus ist Kapitalismus in der Krise“, las ich heute (Bluesky @creamspeak) und das ist auf jeden Fall ein Teil der Misere. Menschen sind verunsichert, das bereitet den perfekten Nährboden für populistische Parteien wie die AfD, die dann mit vermeintlich „einfachen Lösungen“ um die Ecke kommen. Nein, den Klimawandel gibt es doch gar nicht, alles ganz natürlich – zack ein Problem weniger, puhh.

Die Worte gemeinsam wiederfinden

„Alerta alerta Antifaschista!“, hallt es vor dem Erwin-Piscator-Haus, vor der Elisabeth-Kirche, im Steinweg und schließlich auch auf dem Marktplatz. Man spürt die Wut, aber auch die Angst unter den Menschen – und es sind viele Menschen aller Altersklassen. Als ich die Altersverteilung der Wahl gesehen habe, ist mir das Herz ein zweites Mal in die Hose gerutscht: Die meist gewählte Partei der 18- bis 24-jährigen war die AfD. Unsere Altersgruppe wählt eine rechte Partei und ich verstehe einfach nicht wieso.

Meine Sprache habe ich zumindest teilweise wiedergefunden – auf einer von der Antifa und der neugegründeten Gruppe Marburg gegen Rechts organisierten Demo am 9. OktoberVon vielen Menschen umgeben zu sein, denen das alles nicht egal ist und die auf der richtigen Seite, der demokratischen und antifaschistischen Seite stehen, macht zumindest ein bisschen Mut.

Ein Redebeitrag auf der Demo hat mir besonders gefallen. Es fiel der Satz, dass wir anfangen müssen, „die Rechten zu verstehen“. Erst mal bäumt sich alles in einem auf. Wieso sollte ich auch nur ansatzweise versuchen etwas zu verstehen, was so menschenfeindlich und widerwärtig ist? Aber es stimmt – nur, wenn wir verstehen, wieso so viele Menschen zur AfD abwandern, können wir etwas dagegen tun. Vor allem müssen sich linke Vereinigungen wieder mehr zusammenraufen, das war auch Konsens der Redebeiträge. Die Linke als Partei, aber auch die linke Bubble im Gesamten kann es sich nicht mehr leisten unter den eigenen Leuten rechthaberische Kämpfe auszutragen. Es muss wieder mehr miteinander geredet werden, damit gemeinsam gekämpft werden kann – gegen Faschismus, gegen den Rechtsruck im Allgemeinen und für unsere Demokratie.

(Lektoriert von ror, let, hab und jok.)

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Bitte nicht schubsen, ich bin im Kreativteam und sonst seht ihr wieder mehr Stockfotos auf der Startseite:(

Ansonsten... Ich mag Dinos, Feminismus und DuLö (Durstlöscher Granatapfel Zitrone)

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