SDS: Kein einzelnes Ziel, außer die Revolution

SDS: Kein einzelnes Ziel, außer die Revolution

Vom 14. bis 27. Juni ist Hochschulwahl! PHILIPP hat mit den Hochschulgruppen gesprochen, denen ihr eure Stimme geben könnt. Heute stellen wir euch den SDS vor.

Basics: Mit wem sprechen wir heute?

Shiva Schmidt (21 J., oben im Bild), seit 2 Jahren beim SDS, Politikwissenschaft (4. Semester), seit fast einem Jahr im Stupa, Listenplatz 1

& Lara Zieß (22 J., unten im Bild), Soziologie (8. Semester), 3 Jahre beim SDS, 2 Jahre im Stupa, Listenplatz 4

Wenn das StuPa ein Filmgenre wäre, welches wäre das und warum?

SDS: Oh, ich glaub‘ ich kenn gar nicht so viele Filmgenre… Es ist vielleicht ein bisschen Drama…? Also es braucht lange bis es sich aufbaut, das Drama und es gibt auch viele Zeiten, in denen es nicht so dramatisch ist. Teilweise ist es auch langweilig und ist eher ne‘ Doku. (Gelächter) In welchen Filmen werden so Sachen einfach abgehandelt…? Manchmal kommen eben auch langweiligere Phasen.

War Krimi auch schon dabei?

SDS: Krimi direkt nicht, aber es gab auch Zeiten, wo es spannend war, wo man zum Beispiel um Stimmen gebangt hat. Wenn eine Sache nicht durchgeht und eine Person für die 2. Stimme fehlt.

Und wieso genau Drama? 

SDS: Na ja, man fragt sich immer: Wer ist dabei, wer ist nicht dabei, gehen Anträge durch oder nicht? Zwischenzeitlich kommt auch Comedy oder eine langweilige Doku dazu, das ändert sich also phasenweise. Aber es ist nicht immer gleich dramatisch.

Warum tut ihr euch Hochschulpolitik (HoPo) an?

SDS: Ich glaube, dafür gibt es viele Gründe. Man sieht ja die Probleme, die die Studis beschäftigen und die geringe Beteiligung ist ja strukturell bedingt. Man freut sich halt schon, wenn man auch mal was verändern kann. Zum Beispiel die kostenlosen Periodenprodukte, die jetzt in der Bib erhältlich sind. Das sind Sachen, die superschön sind, weil man sieht, dass da was passiert. Die Uni macht halt nichts, wenn man sie nicht anstupst. So mussten wir auch zusammen mit der Rosa Liste darum kämpfen, dass die Regenbogenflagge für den Pride Month aufgehängt wird. Und das jedes Jahr aufs Neue, die Uni hängt die trotzdem nicht jedes Jahr wieder zum Pride Month auf…

Außerdem ist die Uni unser Lebensschwerpunkt und wie in jeder politischen Gruppe gibt es Dinge, an die du glaubst, die du so nicht akzeptieren kannst und dann setzt du dich ein. Dann ist es auch irgendwie wichtig, dass man die Sachen, die man erkämpft hat, aufrecht erhält. Weil’s auch einfach gut ist, dass wir die Rechte haben. Wir haben einfach den Willen, etwas zu verändern.

Was macht euch während einer Sitzung so richtig sauer?

SDS: Die Frage ist immer: Wer nimmt das wirklich ernst? Andere Gruppen nehmen das ernster als wieder andere. Man fragt sich immer wieder: Kriegen wir das durch? Sind wir beschlussfähig? Wenn im StuPa eine Person fehlt, telefonieren wir rum, damit wir auf 21 kommen, das ist immer sehr langwierig. Sitzungen verzögern sich dann natürlich, aber es kommt auch vor, dass Leute vor der Tür stehen, um die Sitzung zu boykottieren. Das gehört dann auch dazu. 

Könnt ihr das nochmal auf den Punkt bringen: 3 Gründe, warum HoPo sexy ist?

SDS: Ich glaube, dass zum Beispiel der Einblick in die Uni ganz interessant ist, in interne Prozesse: Wie funktioniert die Uni überhaupt? Zum Beispiel setzen wir uns manchmal mit der Rechtsabteilung zusammen, das ist dann auch spannend. Aber auch, weil man sich direkt für die Studischaft einsetzen kann, man ist direkte:r Vertreter:in: Man hat die Chance stellvertretend für die Studischaft etwas einzubringen und wirklich zu ändern. Wenn Anträge angenommen werden, ist das einfach ein Erfolgserlebnis.

Der dritte Punkt wäre, dass man auch eigene Projekte umsetzen kann, sowas wie sich in Gremien und Referaten einzusetzen. Zum Beispiel bei den QSL-Mitteln, dass man beeinflussen kann, wo die Gelder hinwandern, wenn man sich in den entsprechenden Gremien beteiligt. 

Wenn ihr von heute auf morgen in der Marburger HoPo etwas ändern könntet, was wäre das? Wo brennt’s gerade? Und warum?

SDS: (Lachen) Überall! Generell die Demokratisierung der Uni ist ein Thema. Und der Abbau der Hürden, zum Beispiel durch Abschaffung der Regelstudienzeit oder durch unbürokratische finanzielle Unterstützung. Damit Leute die Möglichkeit und auch die Zeit haben, sich einzubringen. Ein viel größeres Mitbestimmungsrecht für Studis zu kreieren ist uns ein weiteres Anliegen.  

Viele wissen gar nicht von eurer Arbeit. Was wollt ihr tun, damit sich mehr Studis für die HoPo interessieren?

SDS: Uns ist es wichtig, die Erfolge der 68er-Bewegung zu erhalten und Studierende zu animieren diese auszubauen. Für die Aufrechterhaltung der Wahlbeiteiligung ist es uns wichtig, die begrenzten Werbemöglichkeiten der Uni zu nutzen.

Wie gesagt, die Unistrukturen selbst schränken die Studis aber auch ein in ihrer Beteiligung: Wie können sich Studierende beteiligen, wenn sie sowieso schon mit Prüfungsstress, mehreren Nebenjobs und notwendiger Entspannung alle Hände voll zu tun haben? Wir müssen darauf aufmerksam machen, dass der Kern der HoPo darin liegt, die Studiumsbedingungen zu verbessern. Demnach müssen wir auf die Hilflosigkeit der Studierenden reagieren und ein Bewusstsein dafür schaffen, dass die HoPo dabei helfen kann, diese Probleme nicht einfach so hinnehmen zu müssen. Natürlich schafft man es nicht, im Zwang der Regelstudienzeit noch ständig Demos zu organisieren – das ist uns schon bewusst. Wir können uns eigentlich auch nur dafür engagieren, weil wir beide nicht nur BAföG beziehen, sondern auch noch Corona-Sondersemester „übrig“ haben. Übrigens kann man sich ein, zwei Semester, in denen man in der HoPo aktiv ist, als Semester anrechnen lassen, um gegen die Regelstudienzeit anzukommen. Wir sind uns zudem auch dessen bewusst, dass es Menschen gibt, die zwecks ihres Studiums nach Marburg kommen ohne Wohnraum gefunden zu haben. Teilweise mussten sie in der Bib oder auf der Straße schlafen. Ist ja logisch, dass sie sich da nicht noch für die HoPo interessieren können! Also: Die Rahmenbedingungen müssen sich ändern. Alle Werbung bringt nichts, wenn die Wählenden keine Kapazitäten haben, sich damit auseinanderzusetzen. 

Was ist euer größtes Projekt aktuell?

SDS: Die Aufmerksamkeit der Studierenden konstant zu halten, indem wir uns auf aktuelle Krisen, wie die Inflation, die Klimakrise und die Krise des Kapitalismus beziehen, da sie uns alle direkt betreffen. Außerdem muss man ja auch den täglichen Kampf weiterführen. Es gibt eigentlich nicht das eine große Ziel… – außer die Revolution natürlich! Es brennt an allen Ecken: Wir leben in einem patriarchalen System, haben eine Klimakrise und müssen unsere Miete während der Inflation bezahlen. Ja, wo fängt man da an? Wie kriegt man die Klimagerechtigkeit an die Uni?

Wir würden uns auch gerne mehr für Mental-Health-Themen einsetzen, da die Uni, so wie sie jetzt stattfindet, krank macht. Der Druck mit Prüfungsstress, BAföG, Nebenjobs und so weiter ist einfach zu groß. Das gilt noch stärker für Arbeiter:innenkinder, für die sich die Uni nicht genug einsetzt. 

Welche Studienrichtung ist bei euch am stärksten vertreten?

SDS: Auf jeden Fall Gesellschaftswissenschaften. Da man sich da schon inhärent mit gesellschaftlichen Problemen auseinandersetzt und ein kritisches Bewusstsein dafür entwickelt. Diese gesellschaftlichen Probleme betreffen alle Studiengänge, doch es interessieren sich nicht alle dafür, was schade ist, aber nicht überraschend. Der gesellschaftliche Einfluss vieler Studiengänge, wie etwa Medizin, ist sehr groß, aber wird nicht kritisch reflektiert. 

Und wer sollte euch nicht wählen?

SDS: Alle, die unsere politische Meinung nicht vertreten. Menschen, die diese vielen Krisen, in denen wir leben, nicht anerkennen. Dann kann man uns nicht wählen, da wir nicht dieselben Werte teilen. Natürlich keine Nazis, Sexisten, Rassisten. Generell Menschen, die die bestehenden Krisen nicht hinterfragen und sie noch nicht sehen. 

In einem Satz: Was möchtet ihr vor der Wahl noch dringend loswerden?

SDS: Wir sollten alle erkennen, dass wir als Studis im selben Boot sitzen und die Möglichkeit haben, für unsere Interessen gemeinsam zu kämpfen. 

Weitere Informationen zur Hochschulwahl findet ihr hier: 

Wahlzeitung des Wahlausschusses

Wahlwebseite des AStA und der FSK

 
Der SDS (Sozialistischer Deutscher Studierendenbund) ist eine marxistisch geprägte Hochschulgruppe, die sich in Zusammenarbeit mit anderen Gruppen, unter anderem mit der Partei DIE LINKE, für die Interessen der Studierenden einsetzt. Seit 2021 ist der SDS beim AStA und im StuPa aktiv. 
Leistungsdruck oder Prüfungsstress möchte die Liste mit Solidarität und Selbstbestimmung entgegenwirken und somit die mentale Gesundheit innerhalb des „krankmachenden“ Kapitalismus stärken. Sie setzen sich für die Überwindung der Klassenwidersprüche ein. Für eine geschlechtergerechte Uni möchte der SDS FLINTA*-Personen (Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht-binäre, trans- und agender Personen) unterstützen. Rassistische Strukturen an der Uni sollen weiterhin aufgebrochen und bekämpft werden. Die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit, die bereits länger zum Programm der Liste gehört, wird ebenfalls fortgesetzt. 
Der SDS stellt sich gegen die Militärforschung und fordert deshalb eine sogenannte Zivilklausel, also die Selbstverpflichtung der Uni, sich in der Forschung ausschließlich auf zivile Zwecke zu fokussieren. Durch ein überarbeitetes Mensaangebot will die Partei zur Klimagerechtigkeit der Uni beitragen. Zudem soll der ÖPNV auf den Lahnbergen ausgebaut werden.

– Diese Informationen gehen aus dem Wahlprogramm und eigenen Aussagen der Hochschulgruppe hervor. es wurde nicht überprüft, inwiefern diese Bestreben tatsächlich umgesetzt werden.

Seit Anfang 2023 dabei

Bitte nicht schubsen, ich bin im Kreativteam und sonst seht ihr wieder mehr Stockfotos auf der Startseite:(

Ansonsten... Ich mag Dinos, Feminismus und DuLö (Durstlöscher Granatapfel Zitrone)

ist seit Mitte Februar 2023 Redaktionsmitglied. Studiert Literaturvermittlung in den Medien. Hat den Film "Babylon" acht Mal im Kino gesehen. 23 Jahre alt.

Studiert Literaturvermittlung in den Medien in Marburg.
24 Jahre alt.
Beim PHILIPP seit Januar 2023 innerhalb der Redaktion und Lektorat aktiv.

Hat eine Katze, aber leider auch eine Katzenhaarallergie.

studiert Soziologie im Master, wenn sie nicht gerade in Marburgs Cafes Kaffee trinkt oder auf irgendwo auf Reisen ist.

2 Gedanken zu “SDS: Kein einzelnes Ziel, außer die Revolution

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