Sneak Review #145 – Beautiful Boy

Sneak Review #145 – Beautiful Boy

Das neue Filmdrama „Beautiful Boy“ von Felix van Groeningen glänzt mit der Starbesetzung aus Timothée Chalamet und Steve Carell. Unverblümt wird von der unermesslichen Liebe eines Vaters zu seinem drogenabhängigen Sohn erzählt, von der Traurigkeit der Sucht – und verlangt den Zuschauer:innen einige Tränen ab.

Basierend auf den wahren Memoiren von David und Nic Sheff erzählt „Beautiful Boy“ in Rückblenden über mehrere Jahre hinweg die Geschichte des 18-jährigen Nic Sheff (Timothée Chalamet) und seiner Beziehung zu seinem Vater David Sheff (Steve Carell). Als der Vater eines Tages hinter die Drogenabhängigkeit seines Sohnes kommt, die sich über die Zeit immer stärker intensiviert, kann er es vorerst nicht fassen, dass sein einst nachdenklicher, lebensfroher Junge Drogen nimmt. Sich zunehmend sorgend, gerät der Vater an seine seelischen Grenzen. Sein Sohn, der beginnt, verschiedenen Drogen zu verfallen, lässt sich selbst mit der Unterstützung seines Vaters in eine Klinik einweisen, die ihm vorerst hilft. Doch als er auf das College geht, kommt er mit der Droge Crystal Meth in Berührung und entwickelt eine starke Abhängigkeit zu dieser, mit der er zunehmend versucht, das innere schwarze Loch in ihm zu füllen. Das durch die Droge hervorgerufene „High“ ist für Nic bald unersetzlich, da er dieses als das wahre Glück in seinem Leben empfindet.

Auch die Harmonie zwischen David und seiner neuen Frau (Maura Tierney), mit der er zwei kleine Kinder Daisy (Oakley Bull) und Jasper (Christian Convery) hat, gerät aus dem Gleichgewicht: Davids Frau, die ihren Mann stark unterstützt, weiß ihrem Mann bald nicht mehr zu helfen und auch die Kinder werden sich der psychischen Abwesenheit ihres Vaters bewusst. Das Einzige, was den fassungslosen und überforderten Vater vorantreibt, die wahren Beweggründe seines Sohnes zu verstehen, sind die Erinnerungen an die Kindheit des kleinen Nic. Doch Nic wird immer wieder rückfällig und befindet sich schnell in einem Teufelskreis aus Drogensucht und Schuldgefühlen gegenüber seinem Vater.

Wie weit kann man für eine geliebte Person gehen, um sie zu retten?

„Man trauert bereits um die Person, wenn sie noch am Leben ist“. Und so geht es einem tatsächlich auch als Zuschauer:in, da man den ganzen Film über mit dem Vater und Sohn mittrauert – in den Szenen während sich die beiden verlieren, wenn Nic verzweifelt auf seinem Bett zusammenbricht oder auch in den Szenen, an denen es wirklich schwer mitanzusehen ist, wie Nic einen erneuten Rückfall erleidet und sich eine Dosis spritzt. Genau diese Momente, in denen der Vater so verzweifelt seinen einst kleinen Jungen sucht und ihn in dem neuen Abbild seines Sohnes kaum noch erkennt, sind unfassbar traurig und aufwühlend.  Diese Momente werden musikalisch treffend untermalt, wodurch das Dilemma noch drastischer als ohnehin schon empfunden wird. Aufgrund der schönen und emotionalen Rückblenden des Vaters empfindet auch der:die Zuschauer:in kleine Hoffnungsschimmer, dass Nic noch irgendwie zu helfen ist – doch sobald das Telefon klingelt, kündigt sich schon die nächste Katastrophe an, die den Vater mit der Zeit wahnsinnig zu machen scheint.

Auch in den Szenen, in denen es endlich bergauf zu gehen scheint, spürt man als Zuschauer:in einen kurzen Moment der Erleichterung, welches die Drogen-Szenen, in denen sich der verzweifelte Junge selbst zerstört, danach noch unerträglicher machen. „Ich liebe dich mehr als alles Andere auf dieser Welt“ – diese Worte, welche die Basis der Vater-Sohn-Beziehung sind, spürt man als Zuschauer:in sehr intensiv, wenn David Sheff seinen Sohn in den schlimmsten Ecken der Stadt sucht, ihn nicht erreichen kann oder das Krankenhaus anruft. Diese innerliche Zerrissenheit des Vaters, der seinen Sohn so sehr liebt und doch zunehmend die Kontrolle über die Situation verliert, ist wirklich schwer zu ertragen.

Die Verzweiflung der beiden Protagonisten wird durch die beiden Hauptdarsteller Timothée Chalamet und Steve Carell wirklich bewundernswert treffend und unglaublich emotional dargestellt. Der Regisseur Felix van Groeningen hätte wohl kaum einen besseren Schauspieler für den zerbrechlichen Nic als Timothée Chalamet finden können, der spätestens seit „Call me by your Name“ sein schauspielerisches Talent bewiesen hat. Dieser Film legt seinen Fokus gekonnt auf die Emotionen der Hauptcharaktere, durch deren Authentizität man sich als Zuschauer:in wirklich gut in die Situation einfühlen kann.

„Beautiful Boy“ wird ab dem 24.Januar 2019 in allen deutschen Kinos ausgestrahlt.

FOTO: NFP Marketing & Distribution


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