Sneak-Review #152: The Sisters Brothers

Sneak-Review #152: The Sisters Brothers

In der dieswöchigen Sneak lief der mehrfach ausgezeichnete Westernstreifen „The Sisters Brothers“ von dem Regisseur Jacques Audiard, der bei den Filmfestspielen in Venedig am 2. September 2018 Weltpremiere feierte. Ob es sich lohnt, diesem Film eine Chance zu geben, erfahrt ihr im Folgenden.

Im Jahre 1850 werden die beiden Brüder Charlie (Joaquin Phoenix) und Eli Sisters (John C. Reilly) von ihrem Commodore (Rutger Hauer) dazu beauftragt, den Erfinder Hermann Kermit Warm (Riz Ahmed) aufzuspüren und ihn umzubringen, um sich seine Geschäftsidee zunutze zu machen. Warm hat eine Chemikalie, die es möglich macht Gold in Flüssen zum Leuchten zu bringen, entwickelt. So machen sich die beiden sehr unterschiedlichen Brüder auf den langen Weg durch halb Amerika um ihrer Aufgabe nachzugehen. Auf dem Weg geraten die Brüder öfters in den Konflikt – mit sich selbst und mit Außenstehenden, die die Ruppigkeit der Brüder in mehreren Auseinandersetzungen zu unterbinden versuchen. Parallel reisen Warm, der sich mit dem Detektiv John Morris (Jake Gyllenhaal) verbündet, der Warm vor den Sisters Brothers schützen möchte, quer durch das Land. So beginnt ein Wettgalloppieren zwischen den vier Männern um den vermeintlichen Gewinner am Ende…

Zwei Brüder , wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten

Die zwei Brüder Eli und Charlie könnten verschiedener wohl nicht sein. Während der Ältere feinfühlig und empathiefähig ist und einer verlorenen Liebe nachtrauert, ist Charlie derjenige, der durch Aggressivität und Machogehabe, dass vor allem durch seine ständige Trunkenheit zum Vorschein kommt, in missliche Lagen gerät und wenig Mitleid für andere Menschen verspürt. Ständig muss der ältere Bruder Eli seinen übermütigen Bruder Charlie aus eskalierenden Reibereien retten und kümmert sich den Film hinweg sorgend um ihn. Er ergänzt die Machoseite seines Bruders, einerseits durch seine Empathiefähigkeit und durch seinen trockenen Humor. Auch wenn an manchen Stellen des Filmes schonungslos und abgebrüht eine Menge von Menschen erschossen werden, lockert die Brüder-Beziehung den Film durch schwarzen Humor auf. Jedoch sind die Schießereien oftmals nur sinnloses Rumgeballere, bei welchen es unrealistisch fast schon als Selbstverständlichkeit angesehen wird, dass die Brüder problemlos jeden Kampf gewinnen.

Düstere Nachtszenen und eine atemberaubende Szenerie am Tag

Was dem:der Zuschauer:in auffällt sind die drastischen Wechsel von Nacht zu Tag, besonders zu Beginn des Filmes tappt der:die Zuschauer:in wortwörtlich im Dunkeln, da man nur Schussfeuer in der Dunkelheit vernehmen kann. Der:die Zuschauer:in wird schon fast geblendet, wenn es plötzlich wieder Tag wird und die Brüder sich auf dem Rücken ihrer Pferde wieder auf die Verfolgungsjagd begeben. Der Film prahlt mit wunderschöner Szenerie und tollen Naturaufnahmen, die auf der anderen Seite wieder ersetzt werden durch rauchige, düster wirkende Nachtszenen. Was auffällt ist, dass in dem Film kaum Schauspielerinnen vorkommen und wenn, dann nur als „sexualisiertes Objekt“ in einer verwegenen Kneipe. Der Film ist durch männliche Protagonisten und Antagonisten geprägt und lässt Frauen unterrepräsentiert im Hintergrund verschwinden.

Authentische Schauspielerleistung mit Witz

„The Sisters Brothers“ ist ein erfrischend kurzweiliger Western, bei dem der Fokus lediglich auf der Jagd des Duos Warm/Morris durch die Sisters Brothers liegt und wird meist durch das unnötige Erschießen von Nebenpersonen ergänzt. Die schauspielerische Leistung der Protagonisten ist authentisch und man kann als Zuschauer:in annehmen, dass die Schauspieler sich gut in die Rolle einfinden und mit dieser identifizieren konnten. So stellt der Film eine ganz nette Unterhaltung dar, die einen guten Mix aus Ernsthaftigkeit und auflockernden Witzen für den:die Zuschauer:in bereit hält.

„The Sisters Brothers“ startet am 7.März 2019 in den deutschen Kinos.

FOTO: Wild Bunch Germany


Ein Gedanke zu “Sneak-Review #152: The Sisters Brothers

  1. Riz Ahmed ist sicherlich ein guter Schauspieler, aber ist seine Besetzung für den fiktiven Charakter Hermann Kermit Warm nicht unauthentisch? Er passt von der ethnischen Herkunft nicht in das Bild eines amerikanischen Chemikers dieser Zeit mit augenscheinlich europäischem Namenshintergrund. … Wahrscheinlich hat man sich nichts dabei gedacht, aber es stört die Authentizität unheimlich … Es werden sich Einige an diesem Kommentar stören, ich ahne es schon. Aber auch fiktive Geschichten mit einem historischen Setting müssen sich etwas an Glaubwürdigkeit und Plausibilität halten, sonst sitzt man wie ich im Kino und denkt jedes mal darüber nach, was das jetzt wohl beabsichtigen sollte oder auch nicht. Das stört das Erlebnis des Films ungemein. … Das ist wie, als der Film Ghost in the Shell produziert wurde. Damals haben sich auch alle – verständlich wie ich finde – an der Besetzung gestört, da es eine Anime aus der asiatisch unterlegten Geschichte darstellt und die Hauptdarstellerin eine Amerikanerin mit europaischem Typ war.

    Auch fantastische oder fiktive Filme müssen – so wiedersprüchlich das auch klingt – geschichtlich irgendwie logisch sein. Sonst nervt es und tut dem Kunstwerk Film damit merklichen Abbruch.

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