Sneak-Review #254: Dumb Money
Bild: Rebecca Größ-Ahr
Dumb Money ist ein satirisches Finanzdrama und eine faszinierende filmische Untersuchung der wahren Ereignisse rund um die GameStop-Aktienmanipulation in den Jahren 2020/2021 unter der Regie von Craig Gillespie.
Der Finanzanalyst Keith Gill (Paul Dano) macht in seinen YouTube-Videos auf die in seinen Augen unterbewertete GameStop-Aktie aufmerksam und beginnt damit eine beispiellose Revolte gegen die angeblich allmächtige Wall Street. Gillespies Film zeichnet sich durch seine meisterhafte Fähigkeit aus, den Zeitgeist und die Subkulturen einzufangen. Die ironische Verwendung des Rap-Hits WAP von Cardi B und Megan Thee Stallion zur Einführung der Hauptfigur schafft eine humorvolle Zeitkapsel und demonstriert den unkonventionellen Ansatz des Films. Die Integration von Memes und Internet-Humor spielt eine wichtige Rolle dabei, für die Zuschauenden die komplexe Terminologie der Wall Street zu entmystifizieren und gleichzeitig die Fangemeinde Keith Gills (auf YouTube bekannt als Roaring Kitty) authentisch darzustellen.
Trotz dieser Stärken leidet der Film unter einer Überfülle an Memes und Stock Footage, die einen erheblichen Teil der Laufzeit einnehmen. Dieser ‚Reichtum‘ prägt das Wachstum und die Konflikte der Charaktere, wodurch der Film manchmal wie eine unterhaltsame Clip-Show wirkt. Dennoch überzeugt Paul Dano als Keith Gill und sein unsicherer, aber triumphaler Auftritt weckt unerwartete Sympathie bei Finanzanalysten. America Ferrera liefert als Krankenschwester Jennifer Campbell eine beeindruckende Leistung ab und die Handlung rund um ihre finanzielle Emanzipation ist ein Erfolg, doch viele andere Figuren bleiben unterentwickelt. Pete Davidson als Keiths fauler Bruder und Myhara Herold und Talia Ryder als Studierendenpaar steuern etwas Komik bei, erreichen aber nicht ganz die Tiefe, die der Film hätte haben können.
Besorgniserregende Naivität
Eine bemerkenswerte Nebenhandlung mit einer GameStop-Kassiererin und ihrem Chef bietet einen interessanten Einblick in den Mikrokosmos des Unternehmens. Sebastian Stan spielt einen Hedgefonds-Manager und glänzt in einer kurzen Szene, die die Gier der Wall-Street-Tycoons auf den Punkt bringt. Dumb Money konzentriert sich auf Menschen, die aus finanzieller Verzweiflung oder idealistischen Überzeugungen handeln, und behandelt die Subreddit-Community mit Respekt. Aber die Schattenseiten der Kleinanleger*innen werden ignoriert und mit einer etwas naiven Schlussbemerkung die besorgniserregende Lektion vermittelt, dass das halsbrecherische Spekulieren mit Aktien nur halb so wild sei. Insgesamt hinterlässt der Film eine Unsicherheit hinsichtlich seiner Botschaft: Sind mutige Finanzspekulationen grundsätzlich negativ oder braucht es einfach nur mehr Leute aus dem ‚einfachen‘ Volk am Aktienmarkt?
Dennoch lenkt er die Aufmerksamkeit auf reale, seltsame Wirtschaftsphänomene und soziale Medien, auch wenn eine Überbetonung von Memes und Archivmaterial die emotionale Verbindung zu den Charakteren beeinträchtigen kann. Es fasst das Phänomen auf unterhaltsame und rasante Weise zusammen.
Spekulationsergebnisse: Die Sneak-Besuchenden bewerteten den Film zu 93 % positiv und zu 7 % negativ.
Stolze Stuttgarterin, 23 Jahre jung, studiert Nah- und Mitteloststudien. Seit März 2022 dabei und bildet seit Januar 2023 mit Leo die Chefredaktion. Mit dem Körper in Marburg, dem Geist in Palästina und dem Herzen in den Alpen.