Sneak Review #130: Das schönste Mädchen der Welt
Eine Klassenfahrt nach Berlin, eine Neue in der Klasse, mit der alle befreundet (oder mehr) sein wollen, und die Hauptperson wird gemobbt. Klingt nach Klischee-Teenie-Film, ist auch Klischee-Teenie-Film. Kann „Das schönste Mädchen der Welt“ von Aron Lehmann trotzdem was?
Cyril (Aaron Hilmer) versucht, die Klassenfahrt zu schwänzen. Weil er von seinen Mitschülern gemobbt wird, stellt er sich krank. Der Versuch fruchtet allerdings nicht, also sitzt er nun doch mit den anderen im Bus nach Berlin. Kurz vor Abfahrt wird noch ein Mädchen von ihrem Vater in den Bus gezerrt: Roxy. Roxy (Luna Wedler) ist die Neue, Roxy ist in England vom Internat geflogen und Roxy ist wild. Und Roxy verdreht allen Jungs den Kopf. Obwohl sie eigentlich die komplette Auswahl hat, erwählt sie gerade Cyril zu ihrem besten Freund. Der verliebt sich auch direkt in sie, aber Roxy verguckt sich eher in den stillen Musiker Rick (Damian Hardung).
In Berlin angekommen erfährt Cyril, dass Benno (Jonas Ems) die Wette laufen hat, dass er Roxy ins Bett bekommt und ein Video davon aufnimmt. Cyril will Roxy warnen, doch diese unterbricht ihn und nennt ihm ihre zwei Regeln: Keine Ratschläge und keine Vorschriften. Also bleibt Cyril nur eine Möglichkeit. Er hilft, Roxy und Rick zu verkuppeln. Das erweist sich allerdings als äußerst schwierig, da Ricks Schweigsamkeit nicht von Tiefsinnigkeit zeugt, sondern daran liegt, dass zwei Sätze zu verbinden Ricks geistige Kapazität übersteigt. Also übernimmt Cyril die Kommunikation über Ricks Handy und schreibt Roxy Lieder, alles in Ricks Namen. Währenddessen verliebt sich Roxy immer mehr in Rick, weil sie ihn bei einem Rap-Battle glaubte gesehen zu haben. Tatsächlich war es aber Cyril, der teilgenommen hat, nur hatte Rick zuvor Cyrils Maske, die er zu den Rap-Battles trägt, gefunden und sie in dem Moment aufgesetzt, als Roxy herein kam. Ein wahrer Kampf um Roxy beginnt.
Bitte nicht noch ein Teenie-Film. Oder doch?
Kommt darauf an. Ist es ein typischer Teenager-Film? Ja. Sind die Figuren klischeehaft und überzeichnet? Ja. Ist er trotzdem lustig? Ja.
In Cyrils Klasse gibt es alle Figuren, die man sich in einer Krawall-Klasse vorstellt: Es gibt den Lauten, der aber eigentlich nicht viel zu sagen hat, es gibt den (natürlich reichen) Anführer und seine Kumpanen, es gibt die Kreisch-Mädchen, die extra einen leeren Koffer für ihre Shopping-Touren mitnehmen, und es gibt natürlich den tiefsinnigen, musikalischen Außenseiter. Während man zunächst Rick für den introvertierten Musiker hält, stellt sich jedoch recht schnell heraus, dass er nicht introvertiert, sondern einfach blöd ist. Der tiefsinnige Musiker ist dafür Cyril, dessen Metier zwar eigentlich Rap ist (endlich mal ein Ausbruch aus dem Teenie-Klischee!), der aber natürlich auch Gitarre spielen kann. Überraschungen gibt es bei den Figuren wenige, ebenso wenig eine Weiterentwicklung über den Film hinweg.
Insgesamt bleibt der Film die meiste Zeit recht vorhersehbar, witzig ist er aber trotzdem irgendwie. Die Gags bleiben zwar alle auf einem recht flachen Niveau, aber sie wirken trotzdem, man amüsiert sich. Wer nach komplexen Charakteren, unvorhersehbaren Wendungen und Kitsch-freien Liebesszenen sucht, ist hier an der falschen Stelle. Das kann der Film nicht bieten und will es vielleicht auch gar nicht, es ist schließlich ein Teenie-Film. Eine gute Wahl ist es aber für die, die an einer seichten Komödie interessiert sind. Die Figuren mögen überzeichnet sein, zum Lachen bringen sie das Kino aber trotzdem. Wer romantische Komödien mag und auch nichts gegen Klassenfahrten hat, wird hier auf seine Kosten kommen.
„Das schönste Mädchen der Welt“ startet am 6. September in den deutschen Kinos.
FOTO: Tobis