Sneak-Review #168: Crawl

Sneak-Review #168: Crawl

Alligatoren machen Jagd auf Menschen! In der Sneak des Cineplex Marburg lief diese Woche „Crawl“ von Horror-Koryphäe Alexandre Aja. Spannendes Kino oder unnützer Trash? Das erfahrt ihr hier!

Worum geht’s?

Hurrikanwarnung in Florida. Es schüttet wie aus Eimern! Profi-Schwimmerin Haley (Kaya Scodelario) will eigentlich so schnell wie’s geht vom Training ab nach Hause. Doch irgendwas stimmt mit ihrem Vater (Barry Pepper) nicht. Der ist seit einiger Zeit nicht mehr auf seinem Handy zu erreichen. An seinem Haus angekommen, entdeckt Haley ihren verletzten Vater im Kellergeschoss. Doch da muss sie auch schon zu ihrem Erschrecken feststellen, dass sich gefräßige Alligatoren im Keller tummeln und den Weg nach oben versperren. Außerdem steigt und steigt der Wasserstand durch die monsunartigen Regenfälle…

Auf hohem filmischen Niveau

Das hört sich ziemlich trashig an! Doch dazu später mehr. Was man dem Film wirklich nicht vorwerfen kann, ist seine handwerkliche Umsetzung. Die Tiere sind gut animiert und wirken beängstigend echt. Die Kamera arbeitet mit tollen und ungewöhnlichen Shots. Außerdem vermeidet sie hektisches Hin-und-Her-Gewackel und setzt das Geschehen glasklar in Szene.

Schon die erste Szene, die Haley beim Training zeigt, überzeugt durch ihre fantastische Inszenierung. Die Art und Weise, wie die Schwimmerinnen in weitwinkliger Untersicht in Szene gesetzt werden, verleiht ihnen etwas Raubtierhaftes und verweist damit auf das, was die Zuschauer:innen erwartet. Spätestens wenn auf dem Weg zum Haus des Vaters lovecraft‘sche Gewitterwolken den Himmel zieren, spürt man die erdrückende Bedrohlichkeit, die in der Luft liegt.

Weil „Crawl“ filmisch auf hohem Niveau agiert, kommt die Handlung auch ohne viel Dialog aus. Ob man den Film auf deutsch oder englisch schaut, ist eigentlich egal. Viel mehr als „Hilfe!“ – „Wo bist du?“ – „Ich bin hier!“ – „Ahhhh!“ wird nicht geredet. Obwohl „Crawl“ seine kleinen Schock- und Ekelmomente hat, bleibt er im Großen und Ganzen doch vergleichsweise zahm. Da ist man von Aja wesentlich schlimmeres gewöhnt. Aber es muss ja auch nicht immer auf die Spitze getrieben werden! Gerade die empfindlicheren Sneak-Besucher:innen dürfte dieser Umstand erleichtert haben.

Ein simpler Genre-Beitrag

Der Tierhorror hat eine lange Tradition. Und das nicht erst seit „Die Vögel“ von Alfred Hitchcock oder „Der weiße Hai“ von Steven Spielberg. Filme über giftige Riesenschlangen, tödliche Mega-Kraken und übergroße Spinnen gibt es zuhauf.  

„Crawl“ arbeitet – besonders wenn die Handlung gerade nicht im Keller spielt – mit übersatten Farben und wirkt damit bewusst wie aus der Zeit gefallen. Auf den ersten Blick könnte es sich ebenso gut um einen Film aus den 80er oder 90er-Jahren handeln.

In Zeiten, in denen der Spukhaus-Jumpscare-Horrorfilm Hochkonjunktur hat, bietet „Crawl“ eine erfrischende Abwechslung, weil er ein (halbwegs) realistisches Szenario kreiert. Ein überrealistisches Survival-Drama darf man hier aber doch nicht erwarten: Nicht jede Idee ergibt Sinn und einige Handlungselemente wirken dann doch sehr konstruiert. Irgendwie muss die banale Grundidee schließlich Stoff für 90 Minuten bieten. Das ist am Ende nicht immer logisch, aber doch unterhaltsam.

„Crawl“ ist ein simpler Beitrag zum Tierhorror-Genre und ist sich dessen bewusst. So versteckt er auch die eine oder andere Anspielung auf andere Filme des Genres. Spätestens wenn im Abspann „See you later, Alligator!“ gesungen wird ist klar, dass der Film sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Und doch kommt „Crawl“ größtenteils ohne kindischen Meta-Humor und aufgesetztes Augenzwinkern aus. Dafür respektiert Aja das Genre dann doch zu sehr.

„Crawl“ startet am 22. August in den deutschen Kinos.

FOTO: Paramount Pictures

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