Zusammen isst man weniger allein
In der Gemüse-Kombüse legt man nicht nur Wert auf nahrhaftes Essen, sondern ist auch politisch up to date.
Lecker kochen kann im Prinzip jeder – wenn man denn nur will. Aber wer setzt sich schon mal hin und befasst sich mit Veganismus? Wer überlegt sich, wie man die Nahrungsmittel durch fairen Handel ersteigern kann und wer denkt dabei auch an die Menschen, die sich solche Bio-Produkte eben nicht immer leisten können? Das alles macht – zumindest einmal im Monat – die Marburger VoKü, inzwischen Gemüse Kombüse genannt.
VoKü ist die Abkürzung von Volxküche und bezeichnet laut interner Website ein „kollektives Kochen und Essen, das es Menschen aller Art und mit schmalen Geldbeutel ermöglichen soll gegen eine kleine Spende/Selbstkostenpreis ein gesundes, leckeres, selbstgemachtes Essen in gemeinschaftlicher, politischer Atmosphäre zu sich nehmen zu können.“ Meist gibt es dabei einen Richtwert, in Marburg in der Höhe von 2,50 €, an dem sich Gäste orientieren können, ihn aber nicht einhalten müssen.
Die Gemüse Kombüse hat sich in ihrer heutigen Zusammensetzung erst Ende letzten Jahres zusammengefunden. „Eine VoKü in Marburg gibt es schon lange, aber immer nur so phasenweise und das ist dann alles ein bisschen eingeschlafen.“, erzählt Tina, quasi Initiatorin der aktuellen Gruppe. „Weil ich aber VoKüs so cool finde, habe ich einfach ganz viele meiner Freunde gefragt, Mails herum geschrieben und ein erstes Plenum organisiert.“ Das war etwa Oktober 2013. Vier Monate später konnte dann endlich die erste VoKü stattfinden, diesmal mit einem etwas erneuertem Konzept: „Es gab vorher keine richtige Kochgruppe, die Projekte des politischen Nachtischs mussten alles selber machen, was natürlich nicht so attraktiv war. Jetzt machen wir als VoKü das Essen und der politische Nachtisch wird dann von den einzelnen Projekten extern organisiert.“
Cuisine politique
Ein Politischer Nachtisch ist, relativ wortwörtlich gesehen, der Nachtisch des Gerichts durch einen politischen Diskurs. Initiativen in Marburg stellen sich vor und rufen zur Unterstützung auf oder bieten lediglich Information. So hatte die Gemüse Kombüse beispielsweise schon VertreterInnen des Bildungsfests zu Gast, der AK Zivilklausel brachte sein Anliegen vor und bei der letzten VoKü rief das Team von RADikate zur mithilfe für den Erhalt ihres Werkstatt-Tunnels auf.
„Wir wollen eine Plattform bieten, wo sich lokale Initiativen vorstellen können, aber vor allem, wo Menschen zusammenkommen und am besten auch politische Initiative entwickelt werden kann. Eine Plattform, wo zwar das Essen im Mittelpunkt steht, aber die eben auch sehr politisch behaftet ist.“, meint Dominik, der sich Tina als einer der Ersten angeschlossen hatte. Dass das Essen schon noch im Mittelpunkt stehen soll ist insofern wichtig für die Gruppe, da sich bemüht wird, grundsätzlich regional, fair und biologisch einzukaufen.
BILD: Martina Oefelein auf flickr.com, CC-Lizenz
PHILIPP-Gründerin und Chefredakteurin von 2014 - 2017.